Christian Kravagna
Markus Scherer
Galerie 5020, Salzburg, 7.9. – 20.10.1994
Markus Scherer zeigt in seiner ersten Einzelausstellung eine Ausstellung von Norbert Fasching. Soweit die konzeptuelle Rahmenhandlung. Diese wird jedoch auch in der Ausstellung selbst nachvollziehbar. Markus Scherer nimmt sich zwar gegenüber der viel breiteren Präsenz seines Freundes stark zurück, agiert aber dennoch sichtbar in der Rolle des Präsentators. Für den Besucher als erstes sichtbar sind die von hinten auf eine Glasscheibe projizierten Porträts des Künstlers aus der Serie “Malen Sie mich”, die Scherer von einer größeren Anzahl ihm gut bis gar nicht bekannter Personen anfertigen ließ. Darüber, über den Dutzenden verschiedenen Scherer-Interpretationen, liest man auf der Glasscheibe selbst die Einleitungs- und Vorstellungsformel: “Ich bin Markus Scherer und habe die Ehre, Ihnen eine Ausstellung meines Freundes Norbert Fasching zeigen zu dürfen.”
An dieser Begrüßungsformel lassen sich einige in Scherers Arbeit angesprochene Probleme als Fragen formulieren: Wer ist “Ich” bzw. “Markus Scherer”, wenn diese Figur in zigfacher Variation auftritt? Weshalb einen anderen Künstler zeigen, anstatt eigene Arbeiten zu präsentieren? Und womit hat die gespreizte Förmlichkeit der Vorstellungsrhetorik zu tun? Letztere erinnert deutlich an Eröffnungsansprachen, wie sie in öffentlichen Galerien, wie auch der 5020, üblich sind. Sie steht damit für einen Repräsentationshabitus von Institutionen, der über bestimmte Formen, seien es sprachliche oder architektonische, etwas von dem bürgerlichen Wertekatalog vermittelt, innerhalb dessen diese Institutionen künstlerische Äußerungen betrachten.
Eine der zentralen Kategorien in diesem Katalog ist fraglos die Figur des Künstlers, ein zwar hoch spezialisierter Schöpfer, dennoch einer, der kraft seiner Magie die Widersprüche der arbeitsteilig organisierten Gesellschaft im…