Markus Raetz
geb. 1941, lebt in Bern
Jedes Werk von Markus Raetz ist stets ein Teil und Resultat einer langen Serie von Arbeiten: eines Arbeitsvorganges, innerhalb von dem sich ein Thema entwickelt. … Tatsache ist, daß durch das ständige Zeichnen, auch mit dem Pinsel, im Rahmen eines gegebenen Themas Dinge entstehen, die absolut nicht voraussehbar sind und die zu einem gewissen Zeitpunkt eine Selbständigkeit und Selbstverständlichkeit erreichen, die den Eindruck erwecken, der Künstler habe sich eines Tages an den Arbeitstisch gesetzt und ohne jegliche Vorarbeit diese oder jene bestimmte Arbeit mit der damit verbundenen Vorstellung ausgeführt. Trotzdem möchte ich meinen, daß nicht von reinen Zufälligkeiten gesprochen werden kann. Die stete Beschäftigung mit einem Thema und im besonderen mit einem Gesicht, mit dem Wissen um Ausdruck und Bedeutung von Gesichtszügen, muß natürlicherweise in einer gewissen Phase zu Physiognomien führen, die uns zum Beispiel an absonderliche Charaktere erinnern oder denen wir gleich Rätseln begegnen, weil wir nicht wissen, was sie bewirkt hat und welches der Weg ist, der zu ihrer Rätselhaftigkeit geführt hat. …
Markus Raetz war immer schon an Bewegung und Veränderung interessiert, auf deren Vielschichtigkeit wir noch zurückkommen werden. 1979 findet er in der Wochenzeitschrift «Der Stern» einen Kleinbild-Katalog der unzähligen, seit 1953 in «Playboy» abgebildeten Centerfold-Girls. Er schneidet die Photos aus und reiht die liegenden und sitzenden Mädchen in einer Weise unter- und nebeneinander, daß zwei vollständige Bewegungsabläufe entstehen. (Etwa im Sinne eines Fotos von Muybridge, welche die verschiedenen Phasen der Bewegung eines Athleten festhält.) Danach beginnt er in hartnäckigen Experimenten die…