Sigrid Feeser
Markus Lüpertz: Bildzyklen für Meyers Neues Lexikon
Wer kennt sie nicht, die meterlangen Lexikonreihen mit Lederrücken und Goldprägung, die in bürgerlichen Bücherschränken ungelesen verstauben. Nun haben sich auch im härter werdenden Verlagsgeschäft die Zeiten gewendet. “Schon immer schufen überzeugende Ideen von heute die Klassiker von morgen”, lesen wir im Prospekt von Meyers Neuem Lexikon. Als “geglückte Verbindung zwischen lexikalischer Kompetenz, künstlerischer Inspiration und technischer Innovation” will der solide Zehnbänder auf die Regale. Und ginge es nach den Herren vom Verlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus in Mannheim, würde es dort noch viel bunter aussehen, als es eh schon ist.
Im März 1992 erhielt Markus Lüpertz den Auftrag, die Einbände des neuen “Meyer” zu gestalten. Der Malerfürst griff zu und schuf binnen kurzem vier Zyklen zu je zehn Bildern (Eitempera, Gouache und Wachskreide auf Papier). Drei davon wurden im Graphischen Kabinett der Kunsthalle Mannheim ausgestellt und alle vier mit einem Katalogbuch gefeiert (zu 29,80 Mark). “Lüpertz’ elitärer Populismus geht einher mit einem offensiven Bekenntnis zu marktorientierten Strategien der Kunst”, schreibt Pia Müller-Tamm in ihrem Beitrag. “Die Ehrlichkeit derartiger Auslassungen … macht es den Interpreten der Lüpertzschen Kunst nicht leicht.”
Aber, keine Bange: Auch diesmal war’s ein Auftritt comme il faut (selbst wenn der Hauptdarsteller die Sache als “pure PR-Veranstaltung” listig tiefer gehängt hat). Die in den typischen intensiven Lüpertz-Farben gehaltenen Entwürfe stecken in dicken bleiummantelten Rahmen und sind museal perfekt gehängt; eine verschlossene Vitrine umschließt die taufrischen Bände. In schillerndem Grün steigt der Schriftzug “Meyers Neues Lexikon” über die Buchrücken flott nach…