JÜRGEN KISTERS
Markus Lüpertz
Galerie Werner, Köln, 25.4. – 7.6.2003
Markus Lüpertz (Jahrgang 1941) ist ein Künstler, an dem sich die Geister scheiden, zum einen wegen seines persönlichen Auftretens und dann natürlich wegen seiner Kunst. Beispielhaft wird dieses Zwiespältige im mehrjährigen Gerangel um seine “Augsburger Aphrodite”, die derzeit nebst Vorzeichnungen und Modellplastiken gerade in der Galerie Werner ausgestellt waren. Die gewaltige Bronze-Skulptur war entstanden, nachdem der Stadtrat von Augsburg den Ideenwettbewerb für die Umgestaltung der historischen Achse zwischen Dom und St. Ulrich zugunsten eines architektonischen Entwurfes entschieden hatte, in dem die Lüpertz-Aphrodite als Brunnenfigur auf dem Ulrichplatz aufgestellt werden sollte. Ende 2000 erstmals im Augsburger Rathaus enthüllt, rissen die Bürgerproteste danach nicht mehr ab, bevor das Kunstwerk überhaupt am vorgesehenen Platz zu sehen war. Bürgerbegehren, öffentliche Diskussion mit dem Künstler und parteipolitische Rangeleien mündeten schließlich in die Entscheidung des Stadtrates für eine “Rückabwicklung” der Aphrodite-Stiftung, nachdem Künstler und Stifterin einstimmig bekräftigt hatten, dass die Skulptur ausschließlich für den vorgesehenen Standort bestimmt ist.
Hässlichkeit und Unangemessenheit gegenüber dem historischen Ambiente lauteten die zentralen Vorwürfe der erregten Gegner. Und damit trafen sie bei aller konservativen Ignoranz mitten ins Herz der Lüpertzschen Kunst, die sich seit Jahren äußerst leicht und rotzig auf kulturelle Traditionen bezieht, indem sie sich in laxer Zuspitzung größtenteils davon absetzt: ironisch, schelmisch und in der Regel unverschämt. Hemmungslos bedient sich Lüpertz im Reservoir der Kunstgeschichte (hier Picasso, dort Matisse, mit einem Hauch von Botticelli), immer sehr körperlich, satt ins Material hinein greifend. Warum er dennoch oder gerade deswegen so weit in den…