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Ausstellungen: Mannheim/Augsburg/Bremen · von Sigrid Feeser · S. 380 - 381
Ausstellungen: Mannheim/Augsburg/Bremen , 1995

Sigrid Feeser
Markus Lüpertz

»Skulpturen in Bronze«
Kunsthalle Mannheim, 18.2. – 23.4.1995

Städtische Kunstsammlungen Augsburg, 27.4. – 31.5.1995
Gerhard Marcks-Haus, Bremen, 30.7. – 1.10.1995

Klobige Figuren auf hohen Sockeln, betont primitiv, oft plump gestaltet: Skulpturen eines Malers, der sich auch als Bildhauer beweisen möchte. Einen “Betriebsausflug mit sieben Jungs und einer Dame” nennt Markus Lüpertz das strategisch verknappte Mannheimer Gastspiel, das auch eine Ausstellung der Galerie Werner in Köln ist; sechs Arbeiten stammen aus ihrem Besitz. Schwarze Stoffnahmen bis unter die Decke machen den Raum zur hermetisch gegen die Außenwelt abgeschotteten Schatulle und die Schau zum Nachtstück, in dem die raffiniert ausgeleuchteten Bildwerke gleißen dürfen wie die Sterne am wolkenlosen Firmament. Kostbare Antiken präsentiert man gerne so, man erinnert sich an die St. Petersburger Eremitage, die ihren Rodin-Saal auf diese Weise dramatisiert hat.

Der in staunende Anbetungshaltung mehr genötigte als gebetene Besucher kommt bald in ein beunruhigtes Phantasieren: Soviel Geschichtsunterricht war nie. Die etwas abseits aufgestellte Fünf-Meter-Dame, eine “Spanierin”, ist die erste weibliche Figur, die Lüpertz schuf. Sie kam frisch aus der Gießerei Noack in Berlin in die Kunsthalle und wurde vor Ort noch bemalt. Hätte Lüpertz das nicht getan – und uns damit seine Formvorstellungen ein wenig erklärt -, der über Amphoren wild zerklüftet aufstrebende Bronzebatzen hätte uns das Geheimnis seiner weiblichen Beschaffenheit nie und nimmer preisgegeben. Die zwei bis zweieinhalb Meter hohen, ebenfalls durch Farbe akzentuierten “Jungs” hat ihr Schöpfer von sehr weit her herbeizitiert, aus der antiken Mythologie und aus der christlichen Märtyrerlegende. Klar doch, daß sie auf ihrem jahrhundertelangen Weg…




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