Jürgen Kisters
Markus Lüpertz
Galerie Werner, Köln, 29.1. – 8.3.2000
Markus Lüpertz spricht gern von der Genialität des Künstlers, die er für sich beansprucht. Demzufolge ist man geneigt, die Messlatte für seine Kunst hoch zu legen. Umso enttäuschter ist man dann häufig, wenn man Bildern von ihm gegenüber steht, die irgendwie schwungvoll daherkommen und doch unverbindlich bleiben; die Kraft verströmen, ohne tatsächlich kraftvoll zu sein; und die von motivischer Direktheit künden, ohne wirklich ein präzises Motiv zu haben. Ungefähr so ergeht es den Betrachtern auch vor einer bislang ungezeigten Werkserie von 1995, die wie die meisten Arbeiten von Lüpertz zum ersten Mal in der Galerie Werner in Köln der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Es sind achtzehn Gemälde und drei bemalte Bronzeskulpturen, und das Thema heißt: “Männer ohne Frauen, Parsifal”. Ein Stichwort wie dieses löst sogleich mannigfaltige Assoziationen aus. Männer ohne Frauen sind besser dran (wie Tom Waite es singt). Männer ohne Frauen sind einsame Kämpfer (wie der Schriftsteller Ernest Hemingway sie in seinen Geschichten darstellt). Und sie sind verzweifelt-tragische Kultur-Helden (wie Parsifal, der die sexuelle Enthaltsamkeit zugunsten des Kampfes und der göttlichen Erfüllung pflegt). Ein “Klischee” folgt auf das andere. Und die Frage lautet: Welche davon setzen Lüpertz Kunststücke in Szene, wenn sie den Mann als ein unbeholfenes, verdrehtes Wesen zeigen, dessen Aussehen zwischen Monstrosität und Lächerlichkeit schwankt?
In den drei Skulpturen ist der Mann ein klobiger Körper mit einem übergroßen Kopf: eine kipplige Figur als Ansammlung von allerhand farbübertünchten Fragmenten, skurril, hässlich, ein bisschen witzig und unheimlich. Das Geschlecht und andere mehr oder weniger…