Siegfried Zielinski
Markus Kächs
»Institut für mediale Krankheiten«
Der Eingebildete Körper und die Pathologische Praxis des Künstlers
Das Suffix -logie dient der Bildung von Substantiven im Bedeutungsphylum ‘die Lehre von’ oder ‘die Wissenschaft von’. Es verleiht den Wortteilen, denen es angehängt wird, die Weihe des Logos, erhebt sie in einen systematischen Zusammenhang. ‘Légo’ heißt im Griechischen ‘ich meine’ oder ‘ich berichte’ oder ‘ich sage’, n-logien sind Modi, in denen Teilwelten erzeugt werden. Die Pathologie ist die Allgemeine Lehre von den Krankheiten. Sie erzeugt aus realen Abweichungen der Körper und der Geister die Fiktion eines systematischen Leidenszusammenhangs. Die Medizin, zum Beispiel, benötigt diese Fiktion, um ihre Arbeit am Realen effektiv verrichten zu können.
Markus Käch erzeugt in seinem Institut für mediale Krankheiten fiktive pathologische Phänomene. Sein Experimentierobjekt ist nicht der reale Körper, sondern es ist der so nur im (technischen) Bild existierende Körper, durchwegs – mit Ausnahme seiner gelegentlichen Ausflüge in die Veterinärmedizin – sein eigener Bildkörper. Er lädt dessen Daten in die Rechenmaschine ein, verbindet sie mit diversen Bildverarbeitungssoftwares und läßt durch diese seinen Bildkörper infizieren, immer wieder aufs neue die Erscheinungen ausreizend, die diese punktuelle Synthese zu zeitigen vermag. Mit der Akribie und enzyklopädischen Besessenheit des Pathologen entsteht so ein sonderbares zeitgemäßes Archiv medialer Devianzen.
Telematische Bildkörper sind keine schönen und möglicherweise reinen Bildkörper wie diejenigen in der Malerei oder im Kino. Ihr techno-ontologischer Status ist der des gepixelten Körpers. Darin steckt seine beliebige Verformbarkeit, seine Verzerrbarkeit, seine Auflösbarkeit, seine Mutierbarkeit. Audiovisuelle Gentechnologie: gängige Praxis im bildschirmdurchsetzten medialen Alltag. Videotische Körper sind effektgeladene, zum Effektvollen…