Markus Heinzelmann, Museumsdirektor
Markus Heinzelmann, geboren 1965 in Frankfurt am Main, ist seit 2006 Leiter des Museum Morsbroich in Leverkusen. Zuvor arbeitete er am Sprengel Museum Hannover (1997-1999) und für das Siemens Arts Program (1999-2006). Er ist spezialisiert auf die Kunst der Klassischen Moderne und der Gegenwart, insbesondere auf Themenausstellungen, die gesellschaftliche Entwicklungen in den Blick nehmen.
Raimar Stange: Gibt es für dich Kriterien, die die Qualität von Kunst bestimmen können?
Markus Heinzelmann: Ihre Diskursfähigkeit, das heißt ihre Fähigkeit, mit wichtigen gesellschaftlichen Fragestellungen zu korrespondieren. (Der alte Begriff Diskursfähigkeit ersetzt übrigens den noch älteren, eschatologisch gemeinten Begriff der Innovation, der eigentlich immer noch ganz charmant ist, zumal, wenn man die Postmoderne als Versuch begreift, die Innovationsfantasien der Moderne auszubuchstabieren.) Daran anschließend Schulbildung im kunsthistorischen Sinn, das heißt die Fähigkeit, Impulse zu setzen, andere Künstler, gegebenenfalls Wissenschaftler und andere zu beeinflussen. Ein entscheidendes Qualitätskriterium ist die Medienspezifität: Ein gutes Kunstwerk leistet etwas, das ein anderes Medium nicht zu leisten vermag. Wenn sich ein Kunstwerk zum Beispiel darin erschöpft, mir einen Sachverhalt zu schildern, ist es ein schlechtes Werk. Dann bevorzuge ich ein Sachbuch, den Beitrag in einer Fachzeitschrift oder eine Fernsehdokumentation. In diesem Sinne bewerte ich auch die Diskursfähigkeit von Kunst, die keine Illustration des gesellschaftlichen Diskurses sein sollte, sondern dessen Weiterentwicklung mit Mitteln, die ausschließlich der Kunst zur Verfügung stehen.
Muss gute Kunst politische Kunst sein?
Kunst besitzt keinen Wert an sich; sie entfaltet ihre Bedeutung in der Auseinandersetzung mit ihren Betrachtern. Oder umgekehrt ausgedrückt: Nur die Gesellschaft verleiht der Kunst Bedeutung (wenn auch bisweilen…