JENS RÖNNAU
Marko Lehanka: At Boys Eden Garten
Overbeck-Gesellschaft Lübeck, 1.9. – 13.10.2002
Der lauschige Behnhausgarten vor dem Ausstellungshaus der Lübecker Overbeck-Gesellschaft hat irritierende Änderungen erfahren. Zwischen den Bronzeplastiken des vergangenen Jahrhunderts prangt weithin lesbar ein rundes, lila Schild mit orange-farbener Sonne: “Atomkraft – No Thank”. Ganz dicht neben Georg Kolbe’s “Verkündung” von 1924 ist eine Palme auf Rollwagen gerückt. “Washingtonia Robusta” ist mit weißer Farbe auf den Topf geschrieben. So geht es weiter: scheinbarer Sperrmüll unter einer flatternden Abdeckplane, Rot-Weiß-Absperrungen mit bizarren Hinweisschildern – im Gebäude kommt dann alles noch etwas konzentrierter.
So hat der Frankfurter Marko Lehanka, Jahrgang 1961, den Lübecker Ort der Kunst nach intensiver Beschäftigung hinterlassen. Einige der Exponate hat Lehanka vorgefunden: als offizielle Ausstellungsstücke, als Mobiliar und Dekor des Hauses bis hin zu Putzeimern aus der Abstellkammer. Das meiste aber hat er selbst mitgebracht. Wer den umtriebigen Künstler kennt, weiß, dass auch diese unscheinbaren Objekte bereits Museumsluft geschnuppert haben: in Galerien und Museen bis hin zur Venedig-Biennale im vergangenen Jahr. Allen voran das “Brandenburger Tor” – eine spielerische Kopie des klassizistischen Berlin-Symbols mit seiner Quadriga , bei Lehanka aus wackeligen Holzscheiten zusammengebastelt und weiß bemalt, zusätzlich mit Möbelrollen versehen. Es reiste durch Ausstellungen von Brüssel über Luzern nach Venedig. Jetzt hat es in Lübeck eine neue Präsentationsform erhalten: Rudimente davon sind fein säuberlich unter die Plastikplane im Garten gelegt, eine der “Säulen” liegt gar halb verscharrt in einer Ecke, umgeben von Absperrbändern und Hinweisen auf eine Ausgrabung (“Frau Mayer’s Sohn”).
Bei näherer Betrachtung entpuppen sich diese scheinbar banalen Setzungen…