Stefan Römer
Markets of Resistance
White Columns, New York, 8.10. – 7.11.1993
Ausstellungen zeitgenössischer Kunst bestätigen keineswegs die vielfach behauptete Einfallslosigkeit als Ursache für ihre Unpopularität. Die Ausstellung “Markets of Resistance” von mehr als dreißig Künstlern in der White-Columns-Galerie, der ältesten nicht rein auf Profit ausgerichteten Galerie New Yorks (seit 1969), bietet spannende Gegenargumente.
Zwei Zeitungsanzeigen von Group Material mit dem Titel “Cash Prize” enthüllen die wirtschaftlichen Entwicklungen der Reaganomics mit Hilfe eines Familienportraits der TV-Serie “Denver Clan”, eines Reagan-Zitats und Daten über die Anzahl der Kinder, die in den USA in Armut geboren wurden. Von 1982 bis 1989 ist die Zahl um 2,1 Millionen angestiegen, während sich aber gleichzeitig die Anzahl der amerikanischen Millionäre vervierfacht hat. Martha Rosler rekonstruiert geschichtlich gleichzeitige Prozesse, indem sie Aufnahmen vom Vietnamkrieg in Fotografien von Inneneinrichtungen aus den späten 60ern montiert: “Bringing the War Home: House Beautiful”.
In Videos von unterschiedlichen Künstlern wird die Geschichte der Black-Panther-Bewegung nachgezeichnet oder werden Hollywood-Spielfilme mit semiotischen Verfahrensweisen bezüglich ihres intentionalen Rassismus analysiert.
Die Arbeit “Night Rap” von Mel Chin formuliert in drei Objekten dessen soziales Beziehungsfeld: die Auseinandersetzungen der Rapmusiker mit der Polizei bezüglich der Legalität ihrer Aktivitäten. Zwei in die Wand eingelassene Lautsprecher übertragen Sounds, sobald ein Besucher den zur Installation gehörenden “Policestick” aus seiner Halterung nimmt.
Hans Haackes Fotomontage “Thank you, Paine Webber” verwendet eine vom Investment-Unternehmen Paine Webber zynisch zu Werbezwecken ausgeschlachtete Fotografie aus der Zeit der wirtschaftlichen Depression gegen das Unternehmen.
Die Kuratorin Karen Jones prospektiert ein Kaleidoskop von künstlerischen Praktiken, die sich im Diskurs aktueller gesellschaftlicher Problemfelder ansiedeln. In…