Doris von Drathen
Mark Rothko
Musée d´Art moderne de la Ville de Paris, 14.1. – 18.4.1999
Museen verharmlosen und neutralisieren Kunstwerke nicht nur in ihrer Aussage, die großen Hallen lassen auch die Dimensionen der Exponate schrumpfen. Zeit seines Lebens hat Mark Rothko (bis 1940 Marcus Rothkowitz) sich vor den fälschenden institutionellen Wänden gefürchtet und genaue Anweisungen gegeben, um zu vermeiden, daß seine ungerahmten monumentalen Leinwände als “dekorative Elemente” im Raum verteilt wären. Er wollte eine dichte Hängung, wenig Abstand zum Fußboden und die Möglichkeit, daß der Zuschauer sehr nah an die Bilder herantreten könne, denn eigentlich sollte man nicht vor einem Bild stehen, sondern darin untergehen.
Eine solche Hängung ist heute, fast dreißig Jahre nach seinem Tod und seiner extremen Wertsteigerung auf dem Markt selbstverständlich undenkbar. Die Kuratoren der Ausstellung in New York und noch viel mehr hier in Paris – wo man ohne die Zeichnungen und Aquarelle auskommen muß – durften keins der Bilder berühren, nur gerade den Platz bezeichnen, dann befestigte der jeweilig mitgeschickte Kurator der privaten Sammlung die kostbare Leihgabe an der Wand. Eine Großzahl der Bilder kam mit schweren Holzleisten und spiegelndem Glas gerahmt. Auflage der Leihgeber und Versicherungen war auch, Sicherheitsabstände zwischen Bildern und Zuschauer zu garantieren.
Am liebsten hatte Rothko es, seine Arbeiten würden ohne Kommentare gezeigt werden. Auch das ist bei den heute üblichen Ausstellungsgewohnheiten undenkbar. So sind die Wände gefüllt mit Texten, die aus dem Leben des Malers berichten, ihn zitieren, oder, was noch schlimmer ist, sein Werk einteilen in griffige Kategorien, wie die frühe realistische…