Dieter Buchhart
Mark Dion
»The Tar Museum«
Georg Kargl Fine Arts, Wien, 10.11.2006 – 13.1.2007
Selten besteht die Chance ein Teermuseum zu besuchen. So kann am Kuhlenberg bei Hänigsen, die älteste urkundlich erwähnte Erdöllagerstätte Norddeutschlands, neben einer reaktivierten Teerkuhle, einem hölzernen Förderturm mit Schlämmbüchse und Schlämmkübel in einem kleinen Gebäude tatsächlich ein solch rares Museum besichtigt werden. Nun hat auch der Künstler Mark Dion auf beschränkte Zeit in der Wiener Galerie Georg Kargl ein Teermuseum (The Tar Museum) eingerichtet.
Wer jedoch erwartet, in Dions Museum über Erdölförderung und Teer informiert zu werden, der irrt. So begrüßt die BesucherInnen bereits im Eingangsbereich das geteerte Skelett eines seit langem ausgestorbenen Höhlenbären. Gleich Grabbeigaben finden sich in seiner geteerten Metallwanne diverse menschliche Kulturgüter wie ein Pfeil, ein Wagenrad, ein Schlüssel, Besteck bis hin zu teils zerbrochenem Geschirr und Büchern wie jenes des Schweizer Höhlenforschers Alfred Bögli (” Im Bann der großen Höhle” ). Hier wird nicht wie am Kuhlenberg die heroische Geschichte des flüssigen Goldes oder jene des Teers erzählt, sondern das bräunliche bis schwarze, zähflüssige Gemisch, welches durch zersetzende thermische Behandlung organischer Naturstoffe wie Erdöl gewonnen wird, wird als Zeichen der zerstörerischen und gewaltsamen menschlichen Naturaneignung präsentiert. Denn Dion versteht Teer als den Gegensatz des Nährstoffs Fett als Energielieferant für Mensch und Tier, der, obwohl von organischem Ursprung, Leben zu zerstören vermag.
In ” The Tar Museum” schließt Dion nicht nur an bisherige skulpturale Werke wie ” Tar and Feathers” an, sondern setzt seine seit den 1980er Jahren andauernde Untersuchung der visuellen Repräsentation…