Frank Frangenberg
Mark Dion
Galerie Christian Nagel, 9.3. – 3.4.1996
Das riecht nach Abenteuer. Die Berichte über Entdeckungen seit dem 16. Jahrhundert hatten schon diese kolossal langen Titel, und Mark Dions Katalog- und Buchtitel lesen sich wie Paraphrasen dieser Geschichten: “On tropical nature. An account of Journeys in the territorio amazonas of Venezuela. The collection of specimens with observations on the animals and the plants of the rivers, savannahs and rainforests” hieß der Katalog zur Ausstellung bei American Fine Arts, New York 1992.
Die Ausstellung bei Christian Nagel verspricht eine Geschichte – ein Märchen? – über zwei Meere, “a tale of two seas”. Zu zweit ist man stärker, zu zweit ist man aufgebrochen, in diesem kalten und langen Winter, in einem geliehenen Transporter zu den Küsten der See, der Nord- und Ostsee, und was haben Sie dort gefunden?
In der Mitte des Nagelschen Ausstellungsraums steht ein nach Dions Entwürfen gebauter Schrank, dem ersten Augenschein nach ein an seiner Längsseite gespiegeltes Küchenbuffet, in der Dionschen Welt der Mimikry naturwissenschaftlicher Repräsentation zitiert der Schrank die klassische Wunderkammer als Vorläufer des Museums, die en miniature die Welt zeigen sollte. Diese Wunderkammer hier bietet Platz zur Aufnahme der Dinge, die Stephan Dillemuth und Mark Dion bei ihrer Expedition im Februar und März diesen Jahres an der Nordsee – auf der einen Seite zusammengestellt – und der Ostsee – genau, die andere Seite – gefunden haben.
Was haben beide an der Nordsee gefunden? Von oben nach unten im Schrank: 00-WC-Reiniger, viele Waschmittelflaschen, mehr Müll als auf der Ostseeseite (putzen die…