Mario Terzic & Karl Födermair
Die Legende ist nicht etwa eine der Formen, sondern die einzige Form, in der wir Geschichte überhaupt denken, vorstellen, nacherleben können.
Egon FriedelI
Die Sicht auf Gärten als eigenständige Kunstwerke, ihre Geschichte und die ihrer Schöpfer war lange Zeit fast völlig vergessen. Versailles und Schönbrunn überlebten als “kulturelles Erbe”, als Ornamente um Schlösser und Relikte höfischen Prunks. Nach einer letzten Hochblüte im 17. und 18. Jahrhundert hatten Gärten als Repräsentationsbühnen ausgedient, und mit dem Beginn des industriellen Zeitalters verlernte man, ihre subtile Bildsprache und ihre künstlerischen Qualitäten zu verstehen. Der Garten war so vollständig aus dem Kunstbewußtsein verschwunden wie einmal die französischen Kathedralen, die Meister der Gartenkunst vergessen wie einst Vermeer oder Piero della Francesca.
Mit der Umweltbewegung gegen Ende des 20. Jahrhunderts entstand eine neue Naturnehmung, und aktuelle Tendenzen zeigen ein wachsendes Interesse am Garten als Kunstwerk. In der Breite dieser Bewegung bleibt ein interessanter Aspekt vorerst offen: Die Schöpfer der wichtigen Gärten, Le Nôtre, Bridgeman oder “Capability” Brown – in ihrer Zeit hochgeschätzte Künstler – sind bisher beinahe unbekannt geblieben. Dabei sind ihre Schicksale und künstlerischen Wege um nichts weniger außerordentlich als die Mozarts, Goethes oder Van Goghs. Einzigartige Kunstwerke sind ohne ihre genialen Schöpfer nicht zu ermessen.
So gilt unser Interesse der Person André Le Nôtre, die verblaßten Spuren des Künstlers sollen deutliche, vorstellbare Konturen gewinnen.
Das Theater und der Film verfügen mit dem Schauspieler über das magische Medium, der Legende Gegenwart zu verleihen.
Für unsere gezeichnete Geschichte, dachten wir intuitiv, wäre der Stararchitekt Christian de Portzamparc die ideale…