Marlis Grüterich
Mario Merz
Die Bio-Logik von Mario Merz – Kunst aus gesellschaftlichem Anlass
Mario Merz ist 1925 in Mailand geboren. Er gehört zur Generation von Joseph Beuys und Marcel Broodthaers und arbeitet wie sie an einem Wahrnehmungssystem für Kultur-Kritik.
Mario Merz’ Anfänge sind wie die literarischen von Broodthaers in der Kunstwelt nicht bekannt. Merz ist die italienische Vatergestalt in der Gegenwartskunst. Er gibt wie Beuys Anleitung für den verbesserten Umgang mit den Zwischenbeziehungen der gesellschaftlichen Realitäten, mit denen wir es zu tun haben. Er sah den Ansatzpunkt für diese Untersuchung innerhalb der Kunst erst, als Mitte der sechziger Jahre eine Mailänder-Turiner Künstlergruppe um Pistoletto und Prini-Kounellis (Rom), Anselmo, Boetti, Calzolari, Marisa Merz, Zorio, Penone – sich auf die Psychologie der ‘armen’ Materialien besann. Mit der Unterstützung des Kritikers Germano Celant (Genua), der Galerie von Gian Enzo Sperone (Turin), und der Galleria La Bertesca (Genua) stellten sie unter dem Titel ‘Arte Povera’ (Arme Kunst) aus. In der Folge wurde der neuartig romantische Anspruch ihrer Arbeiten erkennbar, gesellschaftliche Belange zu vertreten. Es entstand in der Kunst die offene methodische Form der Intervention in die normale Wirklichkeit – wohlgemerkt im Modellbereich Kunst. Diese Haltung wurde thematisiert in den Ausstellungen ‘When Attitudes become Form’, in der Kunsthalle Bern, 1968/69 und ‘Visualisierte Denkprozesse’ im Kunstmuseum Luzern 1970.
Mario Merz hat die Zeit des Informel und des Tachismus voll erlebt. Er konnte die bildnerischen Mittel der introvertierten Entfernung von der Erfahrungswelt aber nie als ‘Das große Reale’ (Kandinsky) anerkennen – nicht als ‘Figuration’ seiner Umwelt-Anschauung. Die Formen, in denen…