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Ausstellungen: Stuttgart · S. 287 - 287
Ausstellungen: Stuttgart , 1986

Johannes Meinhardt
Mario Merz

Galerie Schurr Stuttgart 19.10.-8.12.1985

Im Zusammenhang mit Mario Merz ist schon genug vom Iglu und von der Fibonacci-Reihe, von der Spirale und vom Schneckenhaus gesprochen worden, als ob dadurch in irgendeiner Weise geklärt wäre, was Kunst, und spezieller, was Malerei und Zeichnung bei ihm ist. Die Ausstellung in der Galerie Schurr bietet gute Gelegenheit, sich diese Frage zu stellen: von 9 Exponaten sind vier frühe Zeichnungen (aus der Serie »objet cache toi« von 1969 und 1970) und vier mehr oder weniger Gemälde: von »gambe rotonde«, 1978 (es gibt mehrere Bilder des Themas ‘gambe’ – Beine), bis zu »Lampione«, 1984 (schwarzes und rotes Öl auf Packpapier); dazu tritt eine Fassung der sperrigen Plastik »terra grigia – terra chiusa« von 1979, eine Art Zeltgestell aus Holzpfählen, von Eisenreifen zusammengehalten und angefüllt mit verpackten Tonklumpen; aus einer in die Spitze gesteckten umgedrehten Flasche bricht eine geschwungene Neonröhre.

Auffällig ist in Mario Merz’ Malerei – und das ist schon in frühen Zeichnungen sichtbar -, daß er, unabhängig von Sujet und Gebrauch, immer denselben Typ von einfach geschwungenem Strich einsetzt: diesen variiert er in Breite, Gewicht und Beugung, ohne ihn aber ganz aufzugeben. Dadurch ergibt sich für die Wahrnehmung eine starke biologistische Aufladung des Striches: er bildet immer eine Schwellung, eine Wölbung oder eine Wucherung. Solche Striche addieren sich zu Gestalten oder Skizzen, die immer einen Rest von Montage behalten: Montage von partiellen Gliedern oder Körperteilen, die jedes für sich Bauch, Muskel, Trieb, Schwellung oder Segment ist. Solcher Strich ist nicht im geringsten expressiv:…


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