Annelie Pohlen
Marijke van Warmerdam
»Nahebei in der Ferne«
Kunsthalle, Düsseldorf, 1.2. – 16.3.2014
Es steht und steht und kaut und kaut. Ab und an wendet es ein wenig den Kopf, als habe irgendetwas seine Aufmerksamkeit geweckt. Weiter nichts. Genau genommen ist wenig so still gestellt in dieser großartig inszenierten Ausstellung wie das Pferd in “Wave”, 2006. Zwischen gleichförmig blassblauem Himmel und dem planlos wuchernden Grünzeug brach liegender Ackerflächen wogen die prächtig wachsenden Früchte des Landes unmerklich vor sich hin. Kein Sturm ist zu erwarten. Nicht einmal die der Kameraperspektive zu verdankende Schieflage bringt das am Trampelpfad zwischen den Flächen angepflockte Tier, geschweige denn den Betrachter dieses ‘Stilllebens’ aus dem Lot. Auf den Projektionsflächen rundum scheint alles pausenlos in Bewegung. Eine Flugzeugstaffel braust hoch, zieht ihre Kondensstreifen in grandiosen Formationen durch den durch nichts als die Projektionsfläche begrenzten strahlendblauen Himmel, stürzt sich in die Tiefe, um neuerlich abzuheben zum triumphalen Reigen durch den endlosen kosmischen Raum. Der “Wind”, 2010, treibt Blätter, Federn, Plastikmüll über verwaiste Flächen im Nirgendwo und Überall dieser anonymen Gewerbezone so lange vor sich her, bis sich einige aus dem öden Hin und Her lösen – und auch sie in die Freiheit des weiten Himmels entschwinden. Und zwischen diesen immer tonlosen Ereignissen, in denen selbst im größten Taumel nichts passiert, blickt ein älteres Paar von einer Bank im satten Naturgrün zufrieden lächelnd vor sich hin.
Wer sich auf den zu Sitzgelegenheiten umfunktionierten Schläuchen auf der Suche nach irgendwelchen vielleicht übersehenen Indizien niederlässt, gerät irgendwann nicht nur in den Sog…