Marieta Chirulescu
Malerei
Galerie Micky Schubert 28.04. – 22.07.2017
von Jens Asthoff
Wer die Arbeit von Marieta Chirulescu ein wenig kennt, war von ihrer dritten Einzelschau bei Micky Schubert womöglich überrascht. Die in Berlin lebende Malerin, die in den letzten Jahren vorwiegend mit Verschränkungen verschiedener bildgebender Verfahren experimentierte, kehrte hier aufs Terrain einer rein analogen Malerei zurück. Auf den zweiten Blick weniger eine Rückkehr als eine Weiterentwicklung, der Bildsprache und den konzeptuellen Fragestellungen nach sind die neuen Gemälde denen der letzten Jahre durchaus verwandt. Zudem setzt Chirulescu ihre digitalen Bildpraktiken auch fort, drei solcher Arbeiten waren in der Ausstellung zu sehen. In Werken dieses Typs überblendet und mischt sie Verfahren wie Kopie, Scan, Fotografie, nutzt Programme wie Photoshop oder Word, arbeitet auch Malerei mit ein, die dann in Reproduktionsprozesse einfließt. Schließlich als Inkjet-Print auf Leinwand realisiert und auf Keilrahmen gezogen, versieht sie solche ‚digitalen Abzüge‘ oft wiederum mit minimal malerischen Eingriffen, sodass ein Bild am Ende so präzise wie ungreifbar zwischen Repräsentation, Reproduktion und Handlungsspur oszilliert. Es sind raffiniert verknappte, sinnlich zugespitzte Abstraktionen, in denen Chirulescu Bildräume erschließt, wie sie weder mit Malerei noch mit Reproduktionsverfahren allein vorstellbar wären.
Ein kleines Hochformat (alle Arbeiten „ohne Titel“, 2017) war dafür exemplarisch: Der obere Bereich zeigt Leinwandstruktur, in buntem Grau und leicht vergrößert dargestellt. Darauf, etwas nach rechts eingerückt, eine abstrakte Figur: vier u-förmig gebogene Linien, leicht dezentriert überkreuz, die offenen Seiten nach außen gekehrt. Die feine Zeichnung schwebt hell überm Grund, wirkt wie ausgewaschen, jedenfalls nicht wie aufgetragen. Formal suggeriert sie eine Idee…