JENS ASTHOFF
MARIELLA MOSLER
KONZENTRATION UND VERSCHWENDUNG
Zwei durchgängig prägende Aspekte fallen bei den Arbeiten von Mariella Mosler unmittelbar auf: die Verwendung von Ornament strukturen und eine spezielle Materialauswahl. Mosler arbeitet mit den Stoffen Quarzsand und Fruchtgummi sowie mit menschlichem Haar, Materialien, die sie unabhängig voneinander in bestimmten, daraufhin entwickelten Werktypen einsetzt. Substanziell besteht eine Arbeit oft nur für die Dauer einer Ausstellung. Auch insofern sind diese Ornamente eine Entäußerung des Werks an den ästhetischen Schein. Ihr latenter Hang zur En tropie löst die dem amorphen Material eindrucksvoll abgerungene, in strenger Präzision sehr leicht wirkende Form zum Bild in der Schwebe auf, verleiht der Arbeit oft irreal wirkende Präsenz. Wie in beständiger Ankündigung seines Verschwindens steigert sich das Werk in die Erscheinung hinein und konzentriert sich darin zu einem Moment von Zeitlosigkeit. Zugleich wirkt die in ihm sedimentierte (Arbeits-)Zeit – so rein in vergängliche Form investiert – wie die ausdrück lich gemachte Verschwendung. Jene staunende Vorbehaltlosigkeit, zu der Moslers Installationen Ausstellungsbesucher immer wieder herausfordern, ist darin zu gleich ihre Provokation.
Ornament ist bei Mosler Gestaltungsweise, Thema und visuelle Strategie. Dabei arbeitet sie mit den vielschichtigen, teils widersprüchlichen emotionalen Besetzungen des Materials, das – spielerisch wie hinterrücks – Affekte der Betrachter ködert und sich doch jederzeit auf seine Einbettung in eine formale, schmückende, sinnfreie Oberfläche zurückziehen darf. Im Ornament ist dem Sehen keine Bedeutung auferlegt – umso nachdrücklicher und wohl auch subversiver ist ornamentale Form mit den affektiven Eigenvalenzen, jenen nicht minder bedeutungstragenden, kulturell codierten Qualitäten eines Materials zu unterfüttern. So greift hier beides,…