MARTIN SEIDEL
Marie Luise Lebschik
Mädchenbilder – Malerei – Zeichnung – Fotografie
Bonner Kunstverein, 18.6. – 3.8.2003
Annelie Pohlen, die zum 1. Februar 2004 aus dem Amt scheidende Leiterin des Bonner Kunstvereins, überwarf sich mit Peter Friedl, oder der sich mit ihr, was ihr die Möglichkeit gab, die für jetzt angekündigte Friedl-Ausstellung kurzfristig abzublasen und sich neu umzusehen. Sie wurde fündig und präsentiert – in der Reihe von Ausstellungen, die mit Christa Näher und Marlene Dumas beginnt und zu Katharina Wulff und Karen Kilimnik führt – nun glücklich über diese unverhoffte Gelegenheit Marie Luise Lebschik.
Es ist nicht untertrieben, zu sagen, Mädchen und junge Frauen haben es der 1952 in St. Pölten geborenen, in Köln an der Seite von Siegfried Anzinger lebenden Künstlerin angetan. Geradezu besessen – insbesondere vom Motiv sitzender Mädchen – scheint die Autodidaktin, die mit nicht weniger als 85 Mädchenbildern – Fotografien, Zeichnungen, vor allem aber Ölgemälde – ihre erste große Einzelausstellung bestreitet.
Die Mädchen, Kinder und junge Frauen, sitzen – nicht selten mit geöffneter Bluse oder mit gespreizten Beinen – auf Stühlen oder liegen – mehr oder weniger bekleidet und mehr oder weniger aufreizend – auf Betten, die sich in indefiniten blauen und braunen Farbräumen auflösen. Sie heißen Sarah, Esther, Lucia, Bianca, Dalia und sind doch keine Individuen, sondern Typen, die offenbar auf allgemeine Befindlichkeiten, Gemütsverfassungen und Seelenzustände, nicht aber porträthaft auf einzelne Personen verweisen. Es sind Projektionsgeschöpfe der Malerin und der Betrachter. Gerade in den etwas zurückliegenden Werken verschmelzen püppchenhafte Gestalten mit dem Bildgrund und sind nichts als flüchtiges,…