Recklinghausen
Marianne Berenhaut
De bon coeur | De Bunker
Kunsthalle Recklinghausen 27.08.– 12.11.2023
von Claudia Posca
Dies ist eine Ausstellung, die, so still sie daherkommt, beredte Statements im Zeichen von Aufklärung und einer Post-Moderne setzt, die die Moderne in sich trägt – besonnen, überzeugend im Strudel aktuell erschöpfend erscheinender Wokeness-Dispute. „Wenn alles grau ist, willst du bunt“ – wie das geht, hat mit dem Prinzip Hoffnung als Tonalität einer zwischen Lust und Verlust verspannten Kunst zu tun, deren Präsentation in einer deutschlandweit ersten Solo-Schau man dem Museumsleiter Nico Anklam von der Kunsthalle Recklinghausen dankt. Mit der 1934 in Brüssel als Kind jüdischer Eltern geborenen Objekt- und Installationskünstlerin Marianne Berenhaut gilt es unter dem phonetischen Wortspiel-Titel De bon coeur, De Bunker (Bunker klingt in frz. Aussprache nahezu gleich wie De bon Coeur) ein stilles Werk zu entdecken, das in einem
Atemzug mit dem Schaffen von Louise Bourgeois (1911 – 2010), Christian Boltanski (1944 – 2021) oder auch Emilia (1945) und Ilya Kabakov (1933 – 2023) genannt werden kann, obwohl es weitaus weniger bekannt ist – ein „Glühwürmchen“-Oeuvre frei nach dem französischen Kunsthistoriker Georges Didi-Huberman. Diesen Positionen seelenverwandt, verfolgt Marianne Berenhaut, zum Teil ausgesprochen farb- und materialintensiv im Zugriff auf große, raumverspannte Polyvinyl-Planen in Blau und Gelb oder auch mit Rot-gefärbten Alltagsgegenständen ein zeitdiagnostisches Sezieren der Welt. Vor Ort sieht man eine ortsspezifische, auf die drei Etagen der Kunsthalle bezogene Choreografie entwickelt von der Vergangenheit über die Gegenwart bis zur symbolträchtig zukunftsgewandten Installation A day out (2023) auf der obersten Etage mit echtem, an der Decke…