Siegen
Mariana Castillo Deball
Amarantus
Museum für Gegenwartskunst 29.01.– 30.05.2021
von Renate Puvogel
Mariana Castillo Deball gibt der Ausstellung den Titel ,Amarantus‘, weil die Pflanze dieses Namens Qualitäten besitzt, welche denen von Museen vergleichbar sind: seit der Antike bekannt, sind unzählige Arten der Amarantus über die Welt verstreut, sie verwelkt angeblich nie und ihr werden magische Kräfte zugeschrieben, ja, die Azteken schlossen sie sogar in religiöse Zeremonien mit ein. Vergleichbar betrachtet die Künstlerin auch die Museen der Welt als Orte mit sich fortwährend wandelnder Geschichte. Für sie sind sie Fundgruben, die wundersame, unentdeckte Reichtümer bergen, deren Aussage und Bedeutung zeit- und ortabhängig mutiert. Um diese zu ergründen, recherchiert Castillo Deball in Bibliotheken und Archiven, zieht für ihre Untersuchungen Archäologen, Ethnologen, Anthropologen und Naturforscher hinzu, bringt die komplexe Geschichte der Objekte ans Licht und schreibt sie in künstlerischer Gestalt gewissermaßen weiter fort.
Konzentrierte sich Castillo Deballs Ausstellung im Hamburger Bahnhof auf ihre Erkundungen über jene Institution, so ergänzen sich in Siegen die Arbeiten aus den letzten zehn Jahren zu einem imaginären Stelldichein adaptierter Objekte, Grafiken und Installationen aus vielen Museen und Forschungsstätten mannigfaltiger Kulturen. Verständlicherweise spielt der Bezug der in Berlin lebenden Künstlerin (geb. 1975) zu ihrem Geburtsland Mexiko eine Rolle, wie gleich eingangs zu erkennen bei den drei hohen, aus Einzelelementen aufeinander getürmten Keramiksäulen, halb Trophäe, halb Totempfahl. Mexikanische Töpferinnen haben sich im archäologischen Museum kuriose Dinge unterschiedlicher Wissensbereiche ausgesucht, sei es Hund oder Krieger, Schraube oder antikes Fundstück, diese dann nachgeformt und ihren aus Rhomben, Rädern oder Ringen geschaffenen Säulen eingefügt oder aufgesetzt….