Paolo Blanchi
Maria Zgraggen
Galerie Partikel, 6.11. – 6. 12.1987
Die 1957 in Schattdorf im Kanton Uri/Schweiz geborene Künstlerin Maria Zgraggen ist ein Kind der 80er Jahre. Eine expressive und nicht wilde, eine atmosphärische und nicht dekorative, eine nach innen und nicht nach außen gerichtete, eine unbewußte und nicht bewußte Malerei wären vielleicht passende Attribute. Leider scheitert hier die Sprache am Bild. Denn als Vorkämpferin einer bisweilen anarchistischen Sinnlichkeit, die von ersehnter Freiheit und erlittenem Schmerz kündet, setzt sie sich über normierte Begriffe hinweg.
Im Sinne von Stephan Schmidt-Wulffen Maria Zgraggen als eine postmoderne Malerin zu bezeichnen, wäre verführerisch aber täuschend. Indem die innerschweizer Künstlerin Transzendenz und Tradition in ihren Werken verschränkt, ist sie eher als Exponentin eines neubegründeten Schweizer Expressionismus alter Manier zu werten, wie auch Klaudia Schifferle.
Eine geradezu feminine Besonderheit verbindet die beiden Künstlerinen. Stark an das angelehnt, was der Kritiker Roman Hollenstein über Klaudia Schifferle geschrieben hat, läßt sich ähnliches zu Maria Zgraggen bemerken. Offensichtlich furchtlos, ja mitunter lustvoll stochert sie in den Tiefen ihrer Seele, verliert sich in den Labyrinthen ihrer Gefühle. Dann tritt sie entschlossen der Leinwand gegenüber und würgt in einem an den surrealistischen Automatismus erinnernden Taumel erstaunliche Bilder heraus und verirrt sich im giftig schwülen Wind eines expressiven Neosymbolismus.
Maria Zgraggen hat wiederum ähnlich wie Klaudia Schifferle, die auf das ihr zugesprochene New Yorker Atelier der Stadt Zürich verzichtete, die Isolation gewählt, nur unter umgekehrten Vorzeichen. Während die Schifferle die innere Emigration vollzog, nennt Zgraggen das Ausland, nämlich Corsham in England, ihr Zuhause. Paradox ist bei Maria…