Lübeck
Maria Toumazou
Half Frame
Overbeck-Gesellschaft 16.02.– 27.04.2025
von Jens Asthoff
Mit Half Frame hat Paula Kommoss, seit September 2024 Direktorin der Overbeck-Gesellschaft, der zyprischen Künstlerin Maria Toumazou (*1989, Nikosia) ihre deutschlandweit erste institutionelle Einzelschau ausgerichtet. Es ist zugleich die erste, die Kommoss in der Lübecker Institution kuratorisch verantwortet. Und sie wurde um einen Spielort erweitert: Außer im angestammten Pavillon stellt die Künstlerin auch in St. Petri aus, der Kulturkirche der Hansestadt, mit der die Overbeck-Gesellschaft kooperiert.
Beide Teile fallen denkbar unterschiedlich und recht eigenständig aus. Das sagt viel über Toumazous in hohem Maße kontextsensible ästhetische Praxis, mit der sie auf historische und architektonische Bedingungen von Ausstellungsorten reagiert. Die in St. Petri gezeigten Werke beziehen sich auf Fundstücke, Sakral- oder Alltagsobjekte, die die Künstlerin in der zyprischen Heimat entdeckte und über Aneignungs- und Formungsprozesse ortsbezogen neu interpretiert. St. Petri, das nach einem Bombenangriff 1942 völlig ausbrannte, ist heute ein weitläufig leerer, weiß getünchter und lichtdurchfluteter Kirchenraum ohne sakrale Ausschmückung. Wie beiläufig und zwischen Backsteinsäulen oft nicht gleich einsehbar, hat Toumazou dort vier Werke platziert: canons (2025) etwa, eine große Bronzeplastik von archaischer Kraft, die mit tentakelhaft wirkenden Ausstülpungen vage Organisches assoziiert. Doch der Titel führt auf eine andere Spur: „Canon“ bezeichnet die Glockenkrone, das am Glockenkörper angebrachte Element zur Aufhängung – eine Voraussetzung für den Klang, hier metaphorisch der Funktion beraubt. Die Künstlerin hat das Verbindungstück in der Abformung massiv vergrößert und in Bronze gegossen. Tatsächlich basiert es auf einer gefundenen Form, stammt von der Glocke einer Kirche in Nikosia unmittelbar an der Grenze, die…