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Ausstellungen: Stuttgart · S. 331 - 331
Ausstellungen: Stuttgart , 1990

Johannes Meinhardt
Maria Moser: Malerei

Galerie Angelika Harthan, 5.5. – 9.6.1990

Maria Moser (1948 geboren, lebt in Oberösterreich) hat in ihren Gemälden, vor allem aber in den Arbeiten auf Papier, auf eine bemerkenswerte Weise malerisch-plastische und informell-taktile Elemente soweit miteinander verschmolzen, daß Sujet, Form, Komposition, Farbe, Fläche und Oberfläche der Papierarbeiten sich, voneinander untrennbar, gegenseitig motivieren.

Ihre Arbeiten gehen von spezifischen Sujets aus: von einfachen, geometrischen und ursprünglich funktionalen Eisenstücken und Maschinenteilen, von metallischen, überwiegend eisernen Schrottelementen, die sie in großen Mengen in der väterlichen Schlosserei vorgefunden hat und weiter sammelt. Die zugleich industrielle und historische Aura dieser rostigen, zerfressenen und oft gebrochenen Metallstücke und Instrumente, dieser Reliquien und Relikte sowohl ihrer Kindheit und Jugend als auch einer vergangenen Phase des Handwerks verleiht diesen Sujets eine starke Suggestivität, die vor allem an ihren Charakter als Gegenstände eines historischen, sentimentalen und ästhetischen Blicks gebunden ist; erst dadurch, daß sie abgeschrieben, in ihrer Funktionalität entwertet und als Abfall beseite gelegt wurden, konnten diese Schrottelemente einen Blick auf sich ziehen, der die optisch-taktile Differenzierung ihrer Oberflächen durch Rost, Ausfärbungen, zerfallende Anstriche und Schmutz als eigenen ästhetischen Gegenstand erfaßt.

Diese Sujets, die gefundenen Eisenteile, setzt Maria Moser als gliedernde Formen, als Kompositionselemente ein: Sie liefern einerseits massive Flächenzentren der Blätter, andererseits einfache, kompositionelle Linien (Diagonalen, Waage- und Senkrechten) und drittens die Verteilung und Motivation von unterschiedenen Teilflächen oder Flächenformen. Die Massivität der Sujets wird durch Undurchdringlichkeit und Oberflächlichkeit (sie wirken wie Wände) erzeugt, nicht durch räumliche Tiefe: Sie schaffen keine Räumlichkeit. Zugleich ermöglichen es die selbst schon optisch-taktilen…


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