59. Biennale Venedig Gespräche
Marco Fusinato
Soundbildskulpturen aus Luft und Licht
Heinz-Norbert Jocks: Dein Projekt heißt „Desastres“ und ist ein experimentelles Geräuschprojekt.
Marco Fusinato: Ja, es synchronisiert Ton und Bild. Ich benutze eine E-Gitarre als Signalgenerator für eine Massenverstärkung, improvisiere Platten mit Geräuschdiskordanz und -intensität und satten Rückkopplungen, um eine Flut von Bildern auszulösen. Die Bilder stammen alle aus dem Internet von offenen Plattformen. Irgendwann war ich von diesem Prozess frustriert, weil die Computer immer wieder abstürzten. Deshalb fing ich an, mit der Kamera meines Telefons zu fotografieren, und sammelte eine Masse an Bildern. Sie bilden die Grundlage für das, was du hier siehst, ohne nach thematischen Kriterien ausgewählt worden zu sein. Ich nehme sie, weil ich sie für beschissen halte, was auch immer das bedeutet. Du hast entweder Einzelbilder oder Doppelbelichtungen vor dir. Mal sind es Negative, mal Positive, manchmal so herangezoomt, dass nur die Körnung des Bildes zu sichtbar ist. Alle Bilder sind schwarz-weiß. Das Gerät, mit dem der Ton und das Bild synchronisiert werden, kann von mir mit dem Instrument gesteuert werden, und ich kann die Bilder und den Ton über die Leinwand schwenken, über die Verstärkung links und rechts, wo ich in Mono spielen und die Bilder zentrieren kann.
Die Installation besteht aus einem raumhohen LED-Bildschirm und sechs Vollverstärkern. Das sind die beiden wichtigsten materiellen Elemente, und die Idee ist, dass sie groß sind und eine so überwältigende Wirkung haben, dass sie zu skulpturalen Elemente werden. Ich bin das dritte Element, denn ich trete hier 200 Tage…