Märchen aus Müll und Malerei
Gerd Rohling im Kunstverein Freiburg
Wer das aufwendige Vitrinen-Spektakel gesehen hat, mit dem in Hamburg, Düsseldorf und Hannover die deutsche Glaskunst mit ebensolcher Ausführlichkeit wie manirierter Selbstverliebtheit ausgestellt wurde, der mochte beim Betreten des Freiburger Kunstvereins leicht an einen schlechten Scherz denken: Da stand doch, der Eingangstüre direkt gegenüber, eine Glasvitrine, in der, hell erleuchtet, Gläsernes schimmerte – kunstvoll verziert, teilweise verschnörkelt und in jenen gebrochenen Farben und milchigen Tönen wie man sie von altem, edlem Glase kennt. Das soll Rohling sein, den man als magischen Müll-Veredler, Maler wilder Farbecken und Arrangeur hintergründiger Spielzeug-Welten kennt?
Die Gläser sind von ihm. Sie sind auch aus Plastik wie die meisten von Rohlings Objekten. Allein die geschickte Inszenierung und das Erwartungspotential des Betrachters geben den Stücken ihr museales Flair. Wer ihr Geheimnis kennt, erkennt sie plötzlich als geklebte Fragmente von Wasser-, Wein- und Weichspülerflaschen,” Teilen von Trichtern und Ähnlichem.
Diese Art der Verfremdung hat Methode, wenngleich ihr Ziel nicht unbedingt das ‘trompe l’oeil à la plastique’ ist. Ein graues Stück Kunststoff, aus einer Tonne geschnitten, stellt Rohling auf ein großes, farb-bekleckstes Wellpappquadrat, dessen Rand rot und breit ist. Geschickte Beleuchtung macht daraus einen orientalischen Teppich, auf dem ein Kohlebecken oder eine Opferschale steht. Eine kleine, grüne Wanne wird durch ein paar Filzstift-Striche und -Punkte zum Fußball-Stadion; ein aufgeschnittener und bemalter Plastik-Kanister wird zur Scharfzahn-Bestie, die blutrünstig in einen Schaumstoff-Brocken beißt.
Vorfahre dieser Kunst ist die ‘arte povera’. Auch bei Rohling gelangen die Fundsachen aus der Mülltonne zu neuer Würde, so etwa, wenn er…