Alexander Braun
Marcel Odenbach
»Papierarbeiten 1975 – 2013«
Kunstmuseum Bonn, 19.9.2013 – 5.1.2014
Wie schön, wenn auch gestandene Künstler des zeitgenössischen Kanons in ihrem Oeuvre Nischen offenbaren, die bislang so niemand wirklich auf seiner Set-Karte hatte. So gerade geschehen im Kunstmuseum Bonn. Stephan Berg und Christoph Schreier richteten dem international erfolgreichen Kölner Videokünstler Marcel Odenbach (inoffiziell zu dessen 60. Geburtstag) eine Retrospektive seiner Papierarbeiten seit Mitte der 1970er-Jahre ein. Nun darf man zweifellos auch bei einem Medienkünstler Werke auf Papier erwarten: Projektskizzen, Verworfenes, auf Reisen Notiertes. Aber eine über fast 40 Jahre währende Kontinuität aus Zeichnungen und insbesondere Collagen – letztere nicht selten mehrere Meter hoch oder lang – verblüfft durchaus. Das sind keine Aspekte am Rande von Video-Installationen, sondern ebenbürtige Hauptwerke, die Augenhöhe zu ihren Bewegt-Bilder-Brüdern beanspruchen. Dabei stammen die Frühwerke noch durchaus aus den zu erwartenden Kontexten: Gedanken eines jungen Mannes als Künstler, notiert beim Rauchen oder Kaffeetrinken. Darunter auch Anweisungen für Video-Arbeiten, die auf Grund von klammen Kassen einfach nicht zu realisieren waren. Während der 1980er-Jahre bis in die 1990er hinein werden die Papierarbeiten dann größer, autonomer, suchen in Bild und Schrift die Nähe zu den Punk-Attitüden der Zeit und lassen architektonische Einflüsse erkennen (Odenbach studierte zunächst Architektur, Kunstgeschichte und Semiotik in Aachen).
Ab den späten 1990er-Jahren etabliert sich schließlich eine ganz eigene Form von farbigen Collagen, die Odenbach bis heute perfektioniert hat. Das Bildmotiv setzt sich aus camouflage-artig geschnittenen Papierteilen zusammen und beginnt quasi eine Hybrid-Kommunikation mit dem Betrachter auf parallelen Spuren: Da sind zum einen die Mikroinformationen, die…