Marcel Dzama
It’s Time
Galerie Helga de Alvear 15.02. – 24.08.2018
von Uta M. Reindl
Pünktlich zur Fastenzeit hatte Marcel Dzama seinen dritten Solauftritt in der Galerie Helga de Alvear in Madrid. Die meist dicht bevölkerten Bildwelten in den Zeichnungen und Gemälden des Kanadiers lassen an varietéhaften Mummenschanz denken, der die Zeit des Verzichts einläutet, seine plastischen Werke an Requisiten der Maskerade für solche Auftritte. So sind doch die bunt collagierten Stahlköpfe durchaus als Bunthaube eine schräge Ritterrüstung vorstellbar?
Wie seine vorhergehenden Ausstellungen bei Helga de Alvear spielt der in New York lebende Künstler in den Werken vielfältig auf spanische Kunst an: 2014 auf die Welt des Don Quijote, jetzt auf Motive in Francisco Goyas Druckgrafiken „Destastres de la Guerra“ von 1810 – 1814. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Goya als erster Künstler der Moderne gilt, weil er gezielt zwei „Märkte“ bediente: aus finanziellen Gründen mit mächtigen Gemälden die Aristokratie, aus politischen Motiven mit subversiven Druckgrafiken die Unterschicht. Und letztlich interessiert Dzama die europäische Moderne.
Als Zeichner wurde er vor rund zwanzig Jahren bekannt – mit grotesk-melancholischen Aquarellen, in denen er manchmal clowneske Comic-Mischwesen aus Mensch und Tier sparsam auf weißen Grund setzte und hierbei eine relativ begrenzte Farbpalette von gedeckten Tönen verwendete. Bei diesem reduzierten Farbspektrum, bei dem melancholischen Unterton ist er im Prinzip geblieben, doch sind seine jüngsten Kompositonen dynamischer, als wollten sie Film werden. So zeigt Dzama bei Helga de Alvear auch eine seiner Video-Arbeiten. In der Zwei-Kanal-Projektion The tension around which history is built (2016)…