Heinz Schütz
Marcel Duchamp in München 1912.
Gerhard Merz – Die Braut
Lenbachhaus Kunstbau, 31.3. – 15.7.2012, Walter Storms Galerie, 23.3. – 26.5.2012
Mit einem Fotoporträt Marcel Duchamps und dem Satz: „München war der Ort meiner vollständigen Befreiung.“ wirbt das Lenbachhaus auf dem Kassencontainer vor den Propyläen für seine Ausstellung. Hier im öffentlichen Raum liest sich das Künstlerstatement wie eine werbestrategische, das Stadtimage polierende Botschaft: München, Ort der Befreiung. Duchamp lag solcherart Aufwertung der Stadt fern, die „vollständige Befreiung“ bezog er auf sich selbst und seine Kunst. Kuratoren und Katalogautoren wiederum geben nun ihr Bestes, Duchamps Befreiung München spezifisch zu begründen. München freundlich wird denn auch die Biografie des Autors von Duchamps Porträtfoto verschwiegen. Das Foto, das auch in der Ausstellung gezeigt wird, entstand auf Anfrage Guillaume Apollinaires für dessen Buch „Die Maler des Kubismus“. Aufgenommen wurde es von Heinrich Hoffmann, damals noch einfacher Presse- und Porträtfotograf, später privilegierter Leibfotograf Adolf Hitlers.
Duchamps Aufenthalt in München dauerte mit kurzen Unterbrechungen vom 21. Juni 1912 bis Anfang Oktober desselben Jahres. Sicher ist, dass es nicht Münchens Ruf als Kunststadt war, der ihn anzog. Lapidar stellte er Jahre später in Erwähnung des Tiermalers Max Bergmann fest: „Damals wäre ich irgendwohin gegangen. Wenn ich ausgerechnet nach München ging, so deshalb weil ich in Paris einem Kuhmaler begegnet war (…) und als dieser Kuhmaler sagte: „Geh nach München“, stand ich auf und ging dorthin.“ Über die Gründe der Abreise aus Paris wird in der Duchampforschung spekuliert. Entscheidend für Duchamps „Befreiung“ ist zweifellos die neu…