Jürgen Kisters
Manos Tsangaris
Galerie Schüppenhauer, Köln, 5.5. – 17.6.1995
Da steht ein kleiner Kasten und seltsame Dinge sind darin, Schnüre und Röhren, ein Stück Teppich, in Stück Gummi. Man drückt auf einen Knopf, und die Dinge geraten in Bewegung: der Teppich flattert, die Schnüre schwingen hin und her, das Stück Gummi bläst sich auf und Flötentöne erklingen. Die Rede ist von einem “Guckkasten-Stück” von Manos Tsangaris in der Galerie Schüppenhauer. Klang, Licht und Gegenstände werden darin zu Akteuren, die untereinander Geschichten anzetteln. Geschichten, die wie eine seltsame Straßenszenerie plötzlich vor Augen stehen, die Aufmerksamkeit und die Neugier erregen. Geschichten, die an einen herantreten, und Geschichten, die man selbst in Gang setzt, indem man hier drückt und dort zieht und die Perspektiven wechselt. Das alles scheint nichts Bestimmtes zu bedeuten, und doch zieht es in den Bann und beflügelt die Phantasie aufs äußerste, ohne sich je festzulegen.
Der aufgeblasene Gummi kann ein Finger oder ein Penis sein, die orangefarben leuchtende Kugel ist der glühende Erdball am Anfang der Welt oder die Sonne. Man kann sie mit einem Zug an der Strippe aufgehen, untergehen oder abstürzen lassen, während ein zweiter Mensch, der auf der gegenüberliegenden Seite am gleichen Guckkasten sitzt, wiederum andere (oder dieselben?) Dinge per Fadenzug in Bewegung bringen kann. Man hat das Gefühl, zum Regisseur zu werden und stellt überrascht fest, daß sich das meiste doch entzieht. Wichtig ist, was zwischen den Dingen und zwischen den Menschen geschieht. Kunst ist Kommunikation und ist Spiel, ein offener Raum für Projektionen. Das…