Susanne Boecker
Manifesta 9
The Deep of the Modern
Genk, 2.6.-30.9.2012
Die Kunstbiennale ist per se ein experimentelles Format. Selbst die Biennale Venedig (seit 1895) und die Bienal de Sâo Paulo (seit 1951), aber auch die später gegründeten Istanbul Biennale (seit 1987), Sharjah Biennale (seit 1996) oder Singapur Biennale (seit 2006) – und natürlich auch die nur alle fünf Jahre stattfindende Documenta (seit 1955) – gehen bei jeder Ausgabe mit neuen Kuratoren(-teams), neuen Konzepten, oft auch neuen Ausstellungsorten an den Start. Noch einen drauf gesetzt hat die Manifesta, die 1996 als nomadisierende Ausstellung für zeitgenössische Kunst ins Leben gerufen wurde. Als flexible und mobile Struktur soll sie sich „beständig verändern und immer wieder neu erfinden“.
Dies ist ein hoher Anspruch, dem die Ausstellung leider nicht immer gerecht geworden ist. Sicher, als reisende Plattform hat sie in verschiedenen europäischen Ländern Station gemacht – bislang in Rotterdam, Luxemburg, Ljubljana, Frankfurt, Donostia-San Sebastian, Trentino-Alto Adige und Murcia. Und ja, sie hat die ungewöhnlichsten Gebäude und Ausstellungsorte zu neuem Leben erweckt. Und natürlich haben die wechselnden Kuratoren(teams) für die verschiedenen Situationen neue, experimentelle Konzepte entwickelt. Gleichwohl schien der Manifesta ihr eigener Anspruch der fortwährenden Veränderung in den letzten Jahren ein wenig zum Verhängnis zu werden: die Ausstellungen waren zerfranst, ausufernd, ohne erkennbares Profil.
Das ist bei der 9. Ausgabe der Wanderausstellung anders: Sie präsentiert sich kompakt, präzise, konkret und klar strukturiert. Und sie wartet mit einigen grundsätzlichen Neuerungen auf, die allein in der Wahl des Ortes und des Themas begründet sind. Als Ort für die 9. Ausgabe hat…