Manifesta 15
Barcelona 08.09.–25.11.2024
von Uta M. Reindl
Die verspielten Türme der Sagrada Familia als Ikone Barcelonas werden für eine Weile durch drei streng betonbrutalistische Schornsteine des stillgelegten Stromkraftwerkes am Rande der 5-Millionenmetropole ersetzt. Die durch Europa nomadisierende Kunstgroßveranstaltung Manifesta macht nämlich dieses auch für die lokale Öffentlichkeit bislang verschlossene Kraftwerk zum ersten Mal zugänglich und erhebt es zum zentralen Ort für die rund um die katalanische Kapitale an 15 Orten ausgestellte, vorgeführte und diskutierte Kunst. Zu ihrem 30. Jubiläum hat die Manifesta in Barcelona ihren dritten Auftritt in Spanien – nach der fünften Ausgabe 2004 im baskischen San Sebastian und der achten 2011 im südspanischen Murcia.
Ein Superlativ jedenfalls markiert die diesjährige, von ihrer Begründerin und Direktorin Hedwig Fijen auf der Pressekonferenz als ein „immensely ambitious project“ verkündete Manifesta – nun Manifesta Metropolitana genannt. Sie ist in ihrer geografischen Ausdehnung die größte Ausgabe. Einen wahren Spagat unternimmt dabei das im Biennale-Takt tourende Wanderfestival, das ähnlich wie die seit 1977 alle zehn Jahre realisierte Skulptur Projekte Münster den öffentlichen Raum im urbanen Kontext erschließen will: Auf einem Areal von 30 Kilometern bespielt sie gemeinsam mit 120 lokalen Teilnehmer*innen zwölf weit auseinander liegenden Kommunen oder Städte – sozusagen von den Bergen bis zum Meer. Darin ist die Manifesta 15 nur im weiteren Sinne mit ihrer siebten Ausgabe von 2008 in Oberitalien vergleichbar, wo sie auch schon an verschiedenen und oft voneinander entfernten Orten aufschlug. Die Kunstpräsentationen rings um Barcelona finden im Außenraum statt, in sakralen, profanen wie industriellen Architekturen – insgesamt in spektakulären, stillgelegten,…