Verschiebungen, Verdichtungen, Antizipationen, Rückblicke
André Vladimir Heiz
Manifest der Erinnerung:
Das Zeichen der Kunst
Die Entblössung des Theorems durch die Insistenz seiner Wiederholung
A
1
Vor dem Auge: ein Bild. Es stellt sich als Reiz mitten in den Weg: ein Gegen-Stand. Schon hat die Erinnerungskompetenz das Nachsehen.
Bevor es indes zu Wort kommt, indem es als Vorliegendes mit “Bild” bezeichnet wird, springt nicht nur das Bild an sich in die Erkenntnis über; ein namhaftes Inventar von Aspekten muß sich der Anschauung erschließen, damit der Sachverhalt “Bild” erfüllt ist. Um welches Bild es sich hier handelt, ist zunächst gleichgültig.
2
Wenn der Ausdruck “Bild” ein erstes Mal in den Mund genommen wird, wird der Begriff augenscheinlich nominal verwendet, so nämlich, als hätte die babelsche Zerstreuung der semantischen Ausdruckssubstanz in ihr formales Infinitesimal nicht stattgefunden.
Der Gegenstand, das Bild da, wird mit einem Namen vorübergehend deckungsgleich; zwar – wie die Erinnerung weiß – arbiträr, aber durch die Situation und ihre exklusive Verwendung durchaus motiviert. Und verständlich. Wie hier.
3
Erst allmählich wird durch den Korpus zufallender Beispiele und Apperzeptionsprozesse der Wahrnehmung im Vergleich klar, daß der Ausdruck “B-i-l-d” anwendbar ist auf eine Gesamtmenge von höchst unterschiedlichen Manifestationsformen, die allerdings vorgeben, einen gemeinsamen: denotativen Nenner verbindlicher Merkmale zu haben. Darauf pocht zumindest die Ordnungsvorliebe der Erinnerung, auch wenn das Paradigma der Merkmalsmenge seine latente Offenheit der Dynamik möglicher Revisionen und Ergänzungen unterwirft.
Mit der Iteration dieser gegenseitigen Orientierung ist nichts anderes gemeint als: Konvention. Und diese ist in jedem Fall von diskursiver Konsistenz. Auch wenn es sich dabei um ein Bild handelt, das zum erstenmal gesehen…