Raimund Stecker
Manfred Vogel
Städtisches Museum, Schloß Morsbroich, 16.4. -12.6.1988
“Man könne heute nicht mehr so malen, schreiben oder komponieren”, ist ein immer wieder zu hörendes Schnellurteil beim Betreten von Galerien und auch Museen. Mittlerweile findet es auch schon mit Blick auf gerade nicht mehr aktuelle, erst vor kurzer Zeit in aller Munde gewesene Kunst Verwendung. Doch, so ist zu fragen, meinen die Urteilenden das jeweilige Werk, den künstlerischen Ausdrucksstil des jeweiligen künstlerischen Individuums, oder steht im Zentrum ihres Urteils der Kunstmarktzyklus bzw. die Trends der Kunstmoden? Wie wären, man stelle es sich einmal vor, Picassos Klassizismus oder Giacomettis Skulpturen unter einem derartigen Kriterienpopanz abgeurteilt worden, hätte ein solcher damals normativen Wert besessen?
Mit Manfred Vogel wird jetzt, nach der Welle “wilder” Malerei, im Leverkusener Schloß und Museum Morsbroich ein expressiv malender Künstler in einer breit gefächerten Ausstellung mit Zeichnungen, Aquarellen und Ölgemälden der Jahre 1977 bis 1988 vorgestellt, der unter dem Horizont einer schnell wieder abebbenden “wilden” Bilderschwemme vielleicht zu spät an die Öffentlichkeit kommt. Wenn aber zu spät, dann nur, um im Trend mitzuschwimmen, da sich der Markt bereits wieder umorientiert hat. Nicht zu spät hingegen für die Betrachter und Kunstliebhaber, die dem “malerischen” Moment der Malerei weiterhin erkennendes und ästhetisches Interesse entgegenbringen.
Das Arbeiten mit den malerischen Werkzeugen, das Schaffen des Bildwerkes, das Malen selbst also und vor allem der Wille, ein bildliches Ergebnis aus dem Akt künstlerischen Tuns heraus zu gewinnen, der wird durch jedes Bild Manfred Vogels dem Betrachter überantwortet. Seinen ganzen körperlichen Aktionsradius nutzt er bei seinen auch…