Jutta Schenk-Sorge
Manfred Pernice
Piepenbrock Nachwuchspreis für Bildhauerei 2000
Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, 19.7. – 6.9.2000
Zwei Paar Socken auf einer Leine wollte Manfred Pernice ursprünglich in den Eingang zum Hauptsaal seiner Ausstellung im Hamburger Bahnhof hängen, wo man den Gewinner des mit 25.000 Mark dotierten Piepenbrock-Nachwuchspreises würdigt. Diese despektierliche Geste war nicht als Scherz gemeint, sondern der verzweifelte Versuch, die glatte Perfektion der Museumsräume durch demonstrativ zur Schau gestellte Alltäglichkeit aufzurauen. Die Socken (die schließlich in einer Wandecke Platz fanden) stehen für eine geistige und künstlerische Haltung, die durch entschlossene Ungefälligkeit die Verbindung zum unglamourösen Leben des Normalmenschen wahren will. Diese Ausrichtung drückt sich in der Ausstellungsinstallation vielleicht noch krasser als in den Objekten aus. Das faszinierendste Exponat der Werkauswahl ist eine Konstruktion aus Pressspan, Latten und Brettern, die sich dreizehn Meter lang durch den Saal schwingt und an so abgelegene Dinge wie Schiffs- oder Walfischgerippe, Wellenbrecher oder Bauverschalungen denken lässt. Seine rudimentäre Gestalt ist bezeichnend für Pernices Bestreben durch Aufbrechen und Offenhalten der Form die Durchlässigkeit für geistige Prozesse zu erhalten. Das sperrige Ungetüm “Kü.Mo.”, für Küstenschutzmobil, das man zunächst nur als Formereignis erlebt, wird so durch geringfügige Eingriffe um vielfältige Konnotationen und Realitätsbezüge bereichert. Wie die Pole eines Gedankengangs finden sich auf der einen Seite aufgeklebte Textseiten zur Küstensicherung und die Farbabbildung einer arktischen Forschungsstation, während am entgegengesetzten Ende zwei Fotokästen mit Bildern eines jungen Paars vor einem Ferienhäuschen leuchten. Geht es hier um unser zwiespältiges Verhältnis zur Natur? Das bleibt offen. Jedenfalls gelingt es dem Künstler sein…