Reinhard Ermen
Manfred H. Billinger
»Ton in Ton«Skulpturenprojekt mit keramischen Resonanzkörpern
Elektrohalle Maximilianpark, Hamm, 16.9. – 28.10.1990
In der Elektrohalle des Maximilianparks in Hamm stehen zwölf mächtige keramische Behälter. Manfred H. Billinger (Jg. 1953) hat sie dort im Kreis aufgestellt und auf der Basis ihrer Eigenfrequenzen zum Klingen gebracht. Zu sehen, zu hören ist eine Klangskulptur mit unverkennbar archaischem Duktus, präsentiert auf dem Gelände einer ehemaligen Zechenruine, das dank einer freundlichen Wiederaufbereitung Erholungsuchenden und Kunstfreunden in gleicher Weise zur Verfügung steht.
Die Klangskultptur “Ton in Ton” hat eine Vorgeschichte. Zuerst waren da die großen 2000-Liter-Gefäße, die als Säurebehälter dienten und in der Verzinkerei der Thyssen Draht AG in Hamm benötigt wurden. Vor einigen Jahren hat man diese “Flaschen” (so der Fachterminus für die Spezialbehälter) stillgelegt. Geschätztes Alter: ca. 70 Jahre. Manfred Billinger, der auf dem Werksgelände sein Atelier hat, entdeckte sie für sich, denn er arbeitet mit Fundstücken. Billinger baut seine Objekte, Skulpturen und Bilder mit den Abfällen der ihn umgebenden industriellen Produktion. In Hamm und Umgebung konnte er durch seine Aktionen schon einige wichtige Akzente setzen. Freilich geben die nun verwendeten Säurebehälter ihren industriellen Produktionszusammenhang auf den ersten Blick nicht unbedingt preis. Das sind voluminöse, mehr als mannshohe Töpfe, bauchig-voluminöse Zweckformen mit hochsensiblen Oberflächen, die sich durch die überlaufenden Säuren gebildet haben. Auch für einen erfahrenen Bildhauer ist das kein leichtes Material, doch vielleicht war der eigentliche “Fund” nicht die Endeckung der Gefäße selbst, sondern eher die Erfahrung ihrer Eigenfrequenz. Billinger wagt die Klangskulptur. Die Resonanz der Körper wird durch Lautsprechersignale aus…