Marie Luise Syring
Manfred Gräf
Gemälde und Graphik 1956-1991
Pfalzgalerie Kaiserslautern, 23.2. – 29.3.1992
Mit sechzehn Jahren ist er Fronthelfer geworden, mit sechzehneinhalb kam er in amerikanische Gefangenschaft, in der er Erniedrigungen erfuhr, die der Jugendliche nur schwer verkraften konnte, mit siebzehn wurde er entlassen in eine deutsche Kleinstadtrealität, die wiederum die Anpassung an eine Normalität verlangte, über die er inzwischen hinausgewachsen war. Es folgten die Beendigung seiner Schulzeit in Speyer , eine Ausbildung zum Grafiker an der Meisterschule Kaiserslautern und schließlich der Umzug, 1962, nach Berlin, wo Manfred Gräf seit nunmehr dreißig Jahren lebt.
In Kaiserslautern ist es auch, wo jetzt die erste Retrospektive des 1928 geborenen Malers von der Pfalzgalerie organisiert und gezeigt worden ist. Aber nichts von der Trauer um die geraubte Jugend, nichts vom Trauma der Bombenteppiche hat in seinen Bildern einen direkten Niederschlag gefunden, es sei denn im Sinne einer dialektischen Umkehrung: von Anfang an war Manfred Gräf von der unkorrumpierbaren Genauigkeit der Naturwissenschaften und der ordnenden Klarheit der Geometrie fasziniert. Sein Vorbild wurde Vordemberge-Gildewart, für den das konstruktive Element in der Malerei ein Ausdruck gestalterischer Intelligenz war und der die Geometrie in der gegenstandslosen Kunst, ganz wie die Schweizer Konkreten, als eine ethische Setzung wertete. Sie galt als Abkehr von der “grauenhaften Wirrnis unserer Zeit” (Hans Arp).
Einflüsse der dynamischen Konstruktionen Gabos und Pevsners sind neben denen der ” Konkreten ” in den ersten Arbeiten Manfred Gräfs aus den Jahren 1956/57 auszumachen. Ab Mitte der 60er Jahre, mit der Gründung des Künstlerkollektivs ZAAZ in Berlin, konzentrierte er seine…