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Ausstellungen: Saalfelden · von Matthias Reichelt · S. 279 - 281
Ausstellungen: Saalfelden ,

Saalfelden / Österreich
Manfred Erjautz:

Space of Moments
17.11.2018 – 19.01.2019

von Matthias Reichelt

Einen beleuchteten Weinkühlschrank, gefunden im Depot, hat Manfred Erjautz auf der Empore der Nexus Kunsthalle zur Vitrine für eine kleine Auswahl seiner Skizzenbücher kurzerhand umfunktioniert. Während der vielen Jahre seiner Künstlerkarriere nutzt Erjautz diese Bücher im DIN-A4-Format, um Gedankenblitze, erste Ideenskizzen festzuhalten. Manche Einfälle liegen, um im Bild zu bleiben, eine Zeit lang auf Eis, und finden erst Jahre später Verwendung. Es ist das erste Mal, dass der 1966 in Graz geborene Bildhauer eine kleine Auswahl seiner Arbeitslogbücher mit Skizzen, eingeklebten Fotos und vor allem seinen schriftlichen Einträgen dem Kunstpublikum überhaupt offenbart.

Bereits mit 22 Jahren nutzte Erjautz seine Initialen ME, um die komplexe Beziehung von künstlerischem Ich und Gesellschaft zu hinterfragen. Im doppelten Sinne erweist sich das ME als individuelle Identität und dann in der englischen Variante als das profane und allgemeine Ich. Als Lichtskulptur schwebt das ME nun horizontal unter der Decke in der großen Halle und wirft seinen Schatten als WE auf den Boden des Raumes. Die Betrachter können sich zwischen die Projektion stellen und sind somit inmitten der beiden dichotomischen und untrennbar verknüpften Pole von Individuum und Gesellschaft. Angesichts des herrschenden Wahns, partikulare Identitäten als Abgrenzung vom gesellschaftlichen Ganzen zu betonen, gewinnt diese Arbeit eine neue Aktualität. Denn das ICH ist letztlich nur als Teil des WIR zu denken, das WIR muss aber im kommunitären Sinne immer wieder neu gegen die Egomanie erkämpft werden. Manfred Erjautz’ technisch ausgeklügelten und ästhetischen Arbeiten evozieren spielerisch essenzielle Grundfragen. Erjautz…

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von Matthias Reichelt

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