Peter Piller
Man suche nur nichts hinter den Phänomenen; sie selbst sind die Lehre.1
von Susanne Boecker
Schnappschüsse
Seit Peter Piller 2006 eine Professur an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig erhielt, pendelt er regelmäßig zwischen seinem Wohnort Hamburg und der sächsischen Stadt. Immer die gleiche Strecke, vorbei an immer den gleichen Landschaften, Gebäuden, Wegmarken. Zig mal ist er dabei an dem Riesenlogo „KRAFT“ vorbeigefahren. Irgendwann hat er angefangen, es aus dem fahrenden Wagen heraus zu fotografieren. Bald wurde das Fotografieren zu einem Ritual: Immer rasch im Vorbeifahren die Kamera hochhalten und schnell abdrücken.
Eine ganze Menge an „KRAFT“-Bildern ist da im Laufe der Zeit zusammengekommen. Nach einer Sichtung des Schnappschuss-Konvolutes hat Piller 40 davon ausgewählt und präsentiert sie als Dia-Projektion. Trotz desselben Motivs gleicht natürlich keine Aufnahme der anderen. Schon alleine die wechselnden Tageszeiten mit ihren verschiedenen Lichtverhältnissen und –stimmungen sorgen für Abwechslung. Dann das Wetter: mal trübe, regnerisch, mal sonnig und klar. Variationen auch durch den Wechsel der Jahreszeiten: im Vordergrund grünende Büsche oder kahles Geäst, weiße Schneeflächen oder Streifen in unbestimmbarem Grau. Zu diesen äußerlichen, „objektiven“ Einflüssen treten die vom Fotografen selber verursachten Variationen des Motivs. Mit welcher Geschwindigkeit fährt er an der Stelle vorbei? Wann drückt er den Auslöser? Welchen Bildausschnitt erfasst er? Hält er die Kamera ruhig oder verwackelt er die Aufnahme? Dass er während der Fahrt noch nicht einmal durch den Sucher blickt, versteht sich von selbst. Und so gibt es auch Bilder, auf denen das Motiv nur in minimalen Restschemen erkennbar ist.
Dabei ist das…