Sven Drühl
„Man muss nicht
nur die schönen
Seiten zeigen,
es gibt auch anderes“
Ein Gespräch mit Robert Lucander
Der in Finnland geborene Wahl-Berliner Robert Lucander, der im skandinavischen Raum so etwas wie ein Superstar ist, steht seit Jahren für eine Form der akkuraten und präzisen, vielfach sehr bunten Malerei. Sein Hauptinteresse gilt Porträt- und Menschendarstellungen, allerdings nie im traditionellen Sinn. Weder geht es ihm inhaltlich um das Erfassen des Wesens der abgebildeten Person (schließlich ist sie nur Statthalter für Lucanders spezielle Form von Inhaltlichkeit) – noch geht es ihm formal um den klassisch malerischen Prozess der Realitätsabbildung. Im Grunde schafft er es, die Malerei ganz zu verlassen und dennoch Bilder zu malen.
Sven Drühl: Als ich deine Arbeiten anfänglich auf diversen Kunstmessen sah, hielt ich dich aufgrund der hochbunten Bilder von agilen Partymenschen oder z.T. melancholisch wirkenden Einzelpersonen für den finnischen Mr. Cool, soll heißen: den finnischen Alex Katz. Doch dieses Bild hat sich seither stark gewandelt. Deine Gemälde werden zunehmend düsterer, die Oberflächen sind nicht mehr auf Hochglanz poliert, du zerstörst sogar teilweise absichtlich die glatte Oberfläche der Holzplatten, auf die du malst. Die Farbigkeit ist gebrochen. Die Farbflächen sind nicht mehr homogen und deckend gearbeitet, die Linien zerfasern. Auch die Motive haben sich gewandelt, es handelt sich weniger um die Schönen und Glamourösen, statt dessen stehen verschrobene Gestalten im Vordergrund. Was hat dieser Wandel zum Destruktiven und Düsteren hin zu bedeuten?
Robert Lucander: Ich sehe das nicht als destruktiv, aber ich verstehe, was du meinst mit der…