LUC TUYMANS:
»Malerei ist sinnvoll!«
EIN GESPRÄCH VON HEINZ-NORBERT JOCKS
Luc Tuymans, einer der bekanntesten zeitgenössischer Maler Belgiens, der sich in der Tradition flämischer Malerei sieht, bespielt den belgischen Pavillon auf politische Weise. Heiß diskutiert, beantwortet er die Frage, was für ihn unbedingt zu einem “Plateau der Menschheit” gehört, mit seinem kritischen Blick auf den Kolonialismus seines Landes und benennt die Folgen, die ins Heute reichen. Mit seiner Malerei entzettelte eine Diskussion und bewies damit, wie aktuell sein Medium sein kann. In Venedig war er nicht mehr anzutreffen, deshalb reiste Heinz-Norbert Jocks ihm nach Antwerpen hinterher und besprach mit ihm Grundsätzliches, das seine auf der Biennale gezeigte Arbeit einmal anders beleuchtet.
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Heinz-Norbert Jocks: Nun haben Sie gerade in Berlin ausgestellt und repräsentieren zudem Ihr Land auf der Biennale.
Luc Tuymans: Keine meiner Ausstellungen, weder “Signal” im Hamburger Bahnhof noch “Mwana Kitoko” in Venedig, ist spezifisch orts- oder ereignisbezogen konzipiert. Was ich in Berlin zeige, daran arbeite ich seit zwanzig Jahren. Ist aber reduziert auf die Bilder, die mit der Thematik am intensivsten befasst sind. Was ich im Pavillon in Venedig präsentiere, bezieht sich nicht nur auf den “Schönen weißen Mann”. Drumherum gruppiere ich auch ältere Arbeiten. Wichtig ist mir dabei die Behandlung der spezifischen Geschichte Belgiens. Kongo war ja eine belgische Kolonie, und Mwana Kitoko ist der Nickname, den die Kongolesen dem ehemaligen König verpassten. Es bedeutet so viel wie Schöner weißer Busch. Jedoch änderte die belgische Regierung den Namen gleich ab in Bwana Kitoko, was so viel wie Schöner weißer Herrscher heißt. Es…