Christian Huther
Malerei der ungewissen Gegenden
Tilo Baumgärtel, Susanne Kühn, Antje Majewski, Hannes Michanek
Frankfurter Kunstverein, 27.7. – 16.9.2012
Diese sieben Elfenbeintürme gibt es tatsächlich. Freilich nicht als phantastische Bauten oder trügerische Luftgebilde, sondern aus Elfenbein geschnitzt und gedrechselt im 16. und 17. Jahrhundert. Beheimatet sind sie seit langer Zeit im Dresdner Grünen Gewölbe. Antje Majewski hat sie gemalt und dabei in teils bedrohlich, teils ästhetisch anmutende Kelche oder Pokale verwandelt. Die Berliner Künstlerin nimmt konkrete Objekte, verfremdet sie leicht und rückt sie in andere Zusammenhänge, so dass sich der Betrachter völlig neu orientieren muss. Diese Vorgehensweise ist typisch für alle vier Maler, die kürzlich im Frankfurter Kunstverein ausstellten. „Malerei der ungewissen Gegenden“ verhieß der Ausstellungstitel – eine Malerei also, die sich ausschließlich um unklare Interieurs, merkwürdige Landschaften und surreale Zwischenräume dreht.
Doch einen neuen Trend will Kunstvereins-Chef Holger Kube Ventura nicht erkennen. Er hat sich in den letzten zwei Jahren intensiv mit Malerei beschäftigt und aus einem Kreis von 15 auf vier Künstler reduziert, da sich das Quartett am besten ergänzt. An der Malerei interessiert Kube Ventura, dass sie ständigen Konjunkturwechseln unterliegt, wie Auf- und Abschwung, Flut und Ebbe. Mal wird sie gelobt, mal verdammt. Beim breiten Publikum und folglich auch im Kunsthandel kommt sie immer gut an. Nur bei wichtigen Großausstellungen, etwa bei der just beendeten Documenta 13, macht sie sich gezwungenermaßen rar. Denn bei vielen Ausstellungsmachern scheint die Malerei unbeliebt zu sein, sie zeigen lieber Installationen aller Art. Dabei kann die Malerei nicht nur dekorativ sein, wie ein oft geäußerter…