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Monografie · von Klaus Honnef · S. 133 - 207
Monografie , 1984

Malerei als Abenteuer oder Kunst und Leben

Bemerkungen zum künstlerischen Werk von Sigmar Polke im Polke-Jahr
von Klaus Honnef

Der Satz stammt aus eine Textcollage, die Sigmar Polke und Gerhard Richter im Jahre 1966 für einen Katalog der Galerie h zu Hannover hergestellt haben: “…Wir können uns nicht darauf verlassen, daß eines Tages gute Bilder gemalt werden, wir müssen die Sache selber in die Hand nehmen!…” Der Satz ist aus dem Zusammenhang gerissen worden, die drei Punkte anfangs und am Ende signalisieren dies. Das heißt andererseits aber nicht, daß er Bestandteil eines kontinuierlichen Traktates über die Malerei ist. Vorgefundenes und Eigenes mischen sich in dieser Textcollage, Passagen aus billigen Kriminalheftchen mit programmatischen Äußerungen; das Ganze leicht und locker im ironischen Ton vorgetragen. Wenn der Satz, 20 Jahre nachdem er zum ersten Mal gedruckt worden ist, in roten Druckbuchstaben auf dem Umschlag des Kataloges der großen retrospektivehaften Ausstellung des künstlerischen Werkes von Sigmar Polke im Kunsthaus Zürich (danach in der Kunsthalle Köln) prangt, und zudem noch auf graugerastertem beigen Fond, ohne daß seine Aussage durch eine bildnerische Illustration abgemildert wird, hat dies natürlich seine besondere Bewandnis. Er bedeutet nicht mehr ein Versprechen oder verkündet ein programmatisches Vorhaben, sondern er fordert schlichtweg auf, das künstlerische Werk, das Sigmar Polke inzwischen geschaffen hat, die Realisate, an der halb rotzigen, halb ernsthaften Annonce zu messen. Heute klingt der Satz selbstbewußter, als er womöglich seinerzeit gemeint war, aber daß sich schon damals im Ton scheinbar lässiger Unverfrorenheit eine “wilde” Entschlossenheit widerspiegelte, konnte nachvollziehen, wer Gelegenheit hatte, die…

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