Maler Moll
Zwei Sorten von Zeitgenossen gehen dem wahren Kunstkenner immer wieder gehörig aufs Gemüt: Der Snob und der Banause. Norman Junge und Joachim Rönneper liefern eine herrliche Satire auf die Neigung des Kunstbetriebs, Werke sakral zu überhöhen und entlarven so manche Attitüde als lediglich bauernschlauen Marketing-Gag. Der Maler Moll stellt z.B. seine Bilder in Baselitzscher Manier auf den Kopf, weil er sich von diesem Trick mehr Aufmerksamkeit erhofft: “Da bleiben auch die Leute stehn, die ansonsten weitergehn”. So herrlich einfach können künstlerische Strategien sein.
Norman Junge hat viele Kinderbücher, aber auch Gedichte von Christian Morgenstern und Ernst Jandl illustriert und pflegt in seiner Objektkunst einen doppelbödigen Humor. Der Autor Joachim Rönneper ist Publizist und Kurator. Gemeinsam unternehmen die beiden nun mit “Malung und Dichterei” einen Streifzug durch die Stile der jüngeren Kunstgeschichte. Sie parodieren das Prinzip des pädagogischen Bilderbuches, dessen Wurzeln beim “Struwwelpeter” und bei Wilhelm Busch liegen. “Maler Moll” ist jedoch eine Fibel für Erwachsene, denn manche Pointen versteht nur derjenige, der Marcel Duchamps Pissoir-Becken und andere Schlüsselwerke des 20. Jahrhunderts kennt: “Molls Kinder hatten die Idee, pinkeln Bilder in den Schnee”. Auf solch unverfrorene (sic!) Weise wird dem Leser das dadaistische Materialbild vorgeführt, und das Wesen der Concept Art lässt sich wohl kaum eingängiger erklären als mit den Worten: “Das schönste Bild, das Moll je machte, ist ein Bild, das er sich dachte”.
Den Maler Moll hat es als reale Person tatsächlich gegeben: Oskar Moll (1875-1947) war ab 1926 Leiter der Kunstakademie Breslau gewesen und lehrte ab 1931 an der…