Malen ist nicht wie husten oder spucken
Ein Interview mit Frank Auerbach von Doris von Drathen
DvD: Als achtjähriger Junge wurden Sie von Ihrer Familie aus Berlin allein nach England ins Exil geschickt, vo Sie dann bei Verwandten aufwuchsen, ohne je von Ihrer Familie oder von Ihren Freunden damals jemanden wiederzusehen. Sie haben sich noch ein ausgezeichnetes Deutsch bewahrt, sind Sie bereit, das Gespräch in deutsch zu führen?
FA: Ich werde mein Bestes geben.
DvD: Seit 1954 arbeiten Sie im selben Atelier. Über Jahre bearbeiten Sie einen intimen, engen Themenkreis. Sie zeichnen, malen Ihre Straße in London, die Dean-Street seit Jahren immer wieder; Sie malen Ihre Freunde, die bereit sind, Ihnen über Jahre Modell zu sitzen. Warum haben Sie sich diese Enge auferlegt?
FA: Ich glaube, daß es interessanter ist, wenn ich von einem Thema etwas sage, das ich besser kenne als alle anderen Menschen; es gibt eine sehr kleine, intime Erfahrung, mit der ich wirklich zu Hause bin. Mit dem Thema, das im Katalog steht, habe ich nichts zu tun, sondern das Thema ist das Plastische, das man vielleicht neu und vielleicht kühn und vielleicht manchmal willkürlich oder frech aus dem Thema herausziehen kann, weil man es tief genug kennt, um gültige und neue Sachen darüber sagen zu können. Und es scheint mir einfach ein bißchen, daß man ein paar Schritte den Weg entlanggeht, wenn man das Thema gut kennt, und vielleicht noch ein oder zwei Schritte, wenn man das Thema ein oder zweimal schon versucht hat zu malen, es gibt immer neue Probleme,…