»Malen ist etwas ganz und gar Lebensnotwendiges«
Gerhard Richter im Gespräch mit Doris von Drathen
G. R.: Ich bin ja viel unfähiger, als Sie denken.
D. v. D.: Zu malen?
Zu reden. Ich hab das nie gelernt, das war nie meine Neigung, nie meine Fähigkeit.
Aber zu schreiben?
Das gibt es auch ganz selten, wenn ich allein bin und in spezieller Stimmung, dann geht’s vielleicht manchmal. Aber reden ist schwierig.
Wir wollten uns ja auch nur über ganz “einfache” Dinge unterhalten, wie zum Beispiel über die Frage, ob die ästhetisch analytische Diskussion um Ihre Malerei die Bilder selbst und ihre Macht möglicherweise ausblendet. Für mich sind sie von jemandem gemalt, der an Bilder glaubt.
Mit dem Glauben, das hat ja viele Seiten. An Bilder glauben wie an Gott oder an Bilder so praktisch glauben, heute, da Malerei eher out ist, glauben, daß Bilder noch Sinn machen. Und davon bin ich schon überzeugt. Wir machen ja immer Bilder, zum Beispiel mit der Mode – wir ziehen uns irgend etwas an, weil wir daran glauben, und liefern damit ein Bild von uns, das den anderen erzählt, wer und wie wir sind. Das ist in allen Bereichen so, daß wir ständig Bilder herstellen, die andere verstehen können oder sollen.
Also auch die gemalten –
Da muß heute sicher mehr geleistet werden als früher; denn auf solchen abstrakten Bildern hier ist ja nicht viel zu sehen. Da spielt der Glaube sicher eine größere Rolle. Und oft stellt sich dann heraus, daß man an was Falsches geglaubt hat.
Glauben Sie an Ihre Bilder?
Es gibt ein…