Malcolm Morley
Daß die retrospektive Ausstellung des amerikanischen Malers Malcolm Morley, die in Basel und Rotterdam zu sehen war, demnächst in London und anschließend in Washington, Chicago und New York gezeigt wird, keinen Raum in einem deutschen Museum gefunden hat, zeigt wie schwer man sich hier mit diesem wichtigen Maler immer noch tut. Morley, der 1931 in London geboren wurde, jedoch seit vielen Jahren in New York lebt, zeigt in dieser Ausstellung seine zwischen 1965 und 1982 entstandenen Bilder. Das Jahr 1965 war ein Wendepunkt in Morleys Schaffen, denn in diesem Jahr wechselte er von seiner durch De Kooning und Barnett Newman geprägten abstrakten Malweise zu einem perfekten Realismus.
Exakt, mit Hilfe eines Rasters übertrug Morley Bilder von Postkarten auf die Leinwand. In Amerika gilt er als der erste Maler, der im Stil des “Super-Realismus” gearbeitet hat, eines Realismus der Oberfläche, der sich zur Aufgabe stellte, die räumliche Welt mit Hilfe einer perspektivischen Konstruktion auf eine zwei-dimensionale Fläche zu übertragen, wobei als Vorlage die Perspektive einer Photoaufnahme dieser Welt diente. In diesem Stil entstanden mit Sorgfalt ausgeführte Bilder von Schiffen, touristischen Attraktionen, aber auch Abbilder von älteren Werken, die die Regeln der Perspektive mit wissenschaftlicher Akribie an das Darzustellende angewendet haben, wie das Bild “Porträt des Künstlers in seinem Atelier” von Vermeer.
Schon 1970, also in einer Zeit, in der sich der “Super-Realismus” zu einem allgemeinen Stil anfängt zu entwickeln, kündigt sich bei Morley ein Bruch mit diesem Stil an. Die beiden heftigen, roten Striche über dem Bild “Race Track” aus diesem Jahr…