Michael Hauffen
Making Mirrors
Neue Gesellschaft für bildende Kunst, Berlin, 24.6. – 31.7.2011
Der Anspruch aufgeklärter Zeitgenossen, als die sich weltoffene Bewohner des Global Village verstehen, schließt die abstrakte Anerkennung gegenüber sogenannten migrantischen Hintergründen ebenso ein, wie die Gleichbehandlung von Menschen verschiedener Hautfarbe. Sobald es aber konkret wird, und um praktische Beziehungen geht, macht sich der alltägliche Rassismus bemerkbar, auch wenn sich dies nur in subtilen Nuancen von Vorurteilen und unbewussten exotischen Phantasien äußert. Die Irritationen im Verhältnis von Ansprüchen und ihrer Erfüllung verstärken sich noch, wenn Menschen, die nicht der Norm weißer Hautfarbe entsprechen, anstatt sich in die für sie vorgesehenen Rollen zu fügen, ihre negativen Erfahrungen selbstbewusst thematisieren, beziehungsweise kritisch Stellung nehmen und damit „unsere“ Ideale auf ihre Art einklagen.
Auf einmal werden dann vertraute Klischees nicht nur fragwürdig, sondern die Frage der Verantwortung für ihre Permanenz wird in vielen kleinen und unscheinbaren Gesten und Handlungen erkennbar. Ist es etwa selbstverständlich, dass Leute die seltene afrikanische Namen haben, diese grundsätzlich mehrfach buchstabieren müssen, was ja bedeutet, sie in eine mehr oder weniger lange Reihe deutscher Namen zu übersetzen? Diese Frage stellt sich jedenfalls Sonia Barrett
und steuert gleichzeitig zwei Objekte zu dieser Ausstellung bei, die deren Titel „Making Mirrors“ wörtlich zu nehmen scheinen, wenn sie für jeden Buchstaben des Alphabets einen Handspiegel in einem vergrößerten Typenrad anordnet, so dass sich diese Namen zumindest symbolisch in ganz individuellen Gesichtern auflösen.
Dass im Hintergrund aller dieser alltäglichen Unstimmigkeiten behördliche Gewaltstrukturen stehen, führt Wolfram Kastner deutlich vor Augen: Er stellt Szenen nach, die eine polizeiliche Handlungsanweisung…