David LaChapelle
Make Them Look Good!
Ein Gespräch mit Michael Stoeber
Das große Publikum verehrt David LaChapelle, und sehr viele Kritiker ignorieren ihn. Bestenfalls. Was die einen an ihm lieben, strafen die anderen mit Verachtung: seinen barocken und opulenten Inszenierungsstil. Den Kritikern sind seine Fotografien mit ihrer oft schrillen Mischung aus Kitsch, Kunst und Glamour suspekt. Sie finden sie nicht intellektuell genug, zu wenig puristisch und nicht auf das Medium konzentriert. Und es stimmt ja: David LaChapelle ist kein analytischer und selbstreflexiver Fotograf und auch kein Street Photographer. Aber er ist ein fantasievoller und hinreißender Erzähler. Das wird vor allem in den vielen Porträts deutlich, die er im Laufe seiner Karriere als professioneller Fotograf für große Zeitschriften aufgenommen hat und von denen er viele heute als Teil seines künstlerischen Werks ansieht. Außerdem ist er ein kluger und kritischer, auch selbstkritischer, Zeitgenosse und deutlich humorvoller und toleranter als viele, die anmaßend über ihn hinwegsehen. Mit ihm zu sprechen, ist in keiner Sekunde langweilig und äußerst unterhaltsam.
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Michael Stoeber: Das „American Photo Magazine“ zählt Sie unter die zehn wichtigsten Fotografen in unserer Zeit. Was bedeutet Ihnen das?
David LaChapelle: Ach, das ist doch nur eine Liste.
Fühlen Sie sich nicht geehrt?
Na ja, für den Augenblick ist das ganz schön, aber ich nehme das nicht so ernst. Das kann im nächsten oder übernächsten Jahr ja schon wieder ganz anders aussehen. Wissen Sie, ich habe viele Künstler gekannt, die von den Medien erst gehypt und dann ganz schnell wieder runter geschrieben wurden. Das ist selbst großen Künstlern so ergangen…